96. Auktion

18.11.2017

Lot 126

Bovet à Fleurier zugeschrieben, Geh. Nr. 4233, 63 mm, 161 g, circa 1860
Qualitätvolle, extrem seltene, mit Halbperlen besetzte Email-Taschenuhr mit graviertem Werk, Kaliber Tixier, für den chinesischen Markt - "Frühlingsblumenbouquet". Unseres Wissens nach existieren nur noch sehr wenige Exemplare mit Tixier Kaliber.
Geh.: Silber, vergoldet, Email, Halbperlen, Werksverglasung. Ziffbl.: Email. Werk: Brückenwerk, graviert, Schlüsselaufzug, fliegendes Federhaus, chinesische Duplexhemmung, monometallische Unruh mit gebläuten Stahlgewichten.
Die Taschenuhr besticht durch ihre außergewöhnliche Größe und ihren Zustand. Das feinst bemalte Emailmedaillon auf der Rückseite ist von höchster Qualität und zeigt eine filigrane Blumenkomposition aus Rosen, Dahlien, Tulpen, Veilchen, Vergissmeinnicht und anderen Frühlingsblumen auf azurblauem Grund. Die Lunetten auf beiden Seiten sind mit Halbperlen besetzt, ebenso der Pendant und Bügel.
Der in Frankreich geborene Jean Tixier kam gegen 1850 nach Fleurier und wurde dort zu einem wichtigen Hersteller von Gütern für den chinesischen Markt; seinem Einfluß ist eine beträchtliche Veränderung des Werkdesigns für diesen Markt zu verdanken. Tardy führt den Namen Jean Tixier für einen Dorfuhrmacher im französischen Clermont Ferrand auf und wir gehen davon aus, dass es sich dabei um diesen Tixier handelt. Er arbeitete dort etwa von 1840 bis 1854 und zog dann anscheinend nach Fleurier. In Fleurier beschäftigte er sich schnell mit der Herstellung von Waren für den chinesischen Markt und nahm maßgebliche Änderungen an den Werken für diesen Markt vor. Tixier verwendete ein symmetrisch ausgelegtes Werk und verbesserte die bisherigen sog. "chinesischen Kaliber" mit Dreiviertel-Platinen. Er stellte eine Anzahl von Kalibern her, darunter auch einige für Uhren mit einer 8-Tage-Gangreserve. Das Tixier-Kaliber wurde außerdem eingesetzt als Pelaz, ein Genfer Uhrmacher 1858 auf die Idee kam, emaillierte Werke für den chinesischen Markt herzustellen.
Edouard Bovet wurde als Sohn des örtlichen Uhrmachermeisters Jean-Frédéric Bovet 1797 in Fleurier in der Schweiz geboren. Edouard Bovet hatte vier Brüder - Frédéric, Alphonse, Gustave und Charles-Henri - sowie eine Schwester, Caroline. Nach dem Fall Napoleons 1814 spricht sich Bovet gegen die Rückkehr Neuchatels unter die preussische Herrschaft aus; er verlässt Fleurier nach seiner Lehrzeit mit den Brüdern Alphonse und Frédéric um als Uhrmacher in London zu arbeiten - London war zu der Zeit das Zentrum der europäischen Uhrmacherei und des Handels. 1818 schickte ihn sein Arbeitgeber, die Firma Magniac, nach Kanton, dem einzigen chinesischen Hafen in dem Ausländer Handel treiben durften. Er verließ England am 20. April auf dem Handelsschiff Orwell der Britischen Ostindien-Kompanie und erreichte Kanton über das Kap der guten Hoffnung am 16. August. Bovet war vom Absatzpotential in Kanton begeistert und bat seinen Bruder in der Schweiz per Brief um die Lieferung weiterer Uhren höchster Qualität, da die Nachfrage auf solche Uhren ausgerichtet sei und ihr Preis ohne Widerspruch gezahlt werde. 1822 gründete Bovet, der zu dieser Zeit bereits in Kanton lebte, in Partnerschaft mit seinen beiden Brüdern Alphonse und Frédéric in London und dem Bruder Gustave, der als Uhrmacher in Fleurier tätig war, eine Gesellschaft zum Handel von Uhren mit China. Die Gründungsurkunde der Firma wurde am 1. Mai in London ausgestellt; das Geschäft blühte schnell und die Produktion wurde daraufhin nach Fleurier verlegt.

Verkauft

schätzpreis
22.00030.000 €
Realisierter Preis
24.800 €