96. Auktion

18.11.2017

Lot 591

Inv(enit) Fec(it) Martinengo H(orlo)ger à Paris, Höhe 900 mm, circa 1820
Bedeutende Empire Prunkpendule "Aux trois Figures d'Atlas" mit Planetarium und Armillarsphäre nach zeichnerischen Vorlagen von Charles Percier (1764-1838) und Pierre François Léonard Fontaine (1762-1853), die Bronzen wohl von Maison Jacob, Paris
Geh.: roter Marmor, vergoldete und patinierte Bronze. Ziffbl.: Email. Werk: feines Messing-Platinenwerk, 1 Federhaus für Gehwerk, Scherenhemmung, Kurzpendel.
Die Figurengruppe aus drei plastisch gestalteten Atlanten tragen auf ihren Schultern den markanten Planetariums- und Armillarsphärenaufsatz, bestehend aus vier Armillarringen, einer davon mit 30-Tages Einteilung und Sternzeichen, ein weiterer mit 30-Tages Einteilung und Monatsbezeichnung, die anderen zwei mit seitlicher Beschriftung "Colure des Equinoxes" (Äquinoktialkolur), "Colure des Solstices" (Solstitialkolur). In deren Mitte befindet sich aus einer Elfenbeinkugel geformt die Sonne, der Merkur und die Venus, die eklyptisch drehende Erde aus Silber und der diese umlaufende Mond, der Mars in Form eines versilberten Sternes, Jupiter mit 4 Monden sowie Saturn und Merkur in Elfenbein. Die drei Atlantenfiguren stehen auf einem dreieckigen Sockel aus rotem Marmor mit feinen Bronzebeschlägen und -applikationen in Form von Früchtegirlanden, Apollon- und Dianamaskaron und Reliefdarstellungen der Psyche. Die Seiten sind jeweils mit drei Zifferblättern ausgestattet: das signierte Hauptzifferblatt besitzt arab. Stunden und Minuten; das zweite eine fein bemalte Mondphase und die Bezeichnung "Quantieme de la Lune"; das dritte besitzt Datum, Wochentage und Symbole der Tagesplaneten.
Es sind vier weitere solche Pendulen bekannt. Die erste mit Mahagoni-Postament, wurde bei Christie's New York am 29.11.2012 (Lot 307) für USD 338.000 vom Pariser Kunsthandel erworben. Eine zweite mit Mahagoni-Postament, jedoch nicht mit kompletten Planetarium, war einst in den Sammlungen N. Tieger in Mailand und ist abgebildet in: N. Tieger, Horloges Anciens, Mailand 1990; S. 184f. Eine dritte, mit grünem Marmorpostament, wurde bei Aguttes am 8.12.2003 (Lot 64) in Neuilly verkauft. Eine vierte, nahezu identische Pendule auf weißem Marmorsockel in der Anordnung des Planetariums, den vier Ringen der Armillarsphäre und im Motiv der Atlasfiguren wurde bei Koller, Zürich am 18.09.2014 für CHF 218.334 verkauft (Lot 1283). Sie ist ebenfalls signiert mit dem Namen des Uhrmachers "Inv Fec Martinengo Hger à Paris" und ist damit die zweite bekannte Pendule dieser Art mit der Signatur Martinengos.
Nach den Recherchen des Auktionshauses Koller in Zürich und einem Gutachten von J. D. Augarde 2014 ergab sich, dass eine Entwurfszeichnung für diese Pendule von den beiden bedeutendsten Architekten und Entwerfern der Epoche, Charles Percier und Pierre François Léonard Fontaine stammt. Die Zeichnung stellt ein sehr seltenes Exemplar eines präzisen Entwurfes dar und trägt die Bezeichnung "Pendule exécuté par Jacob / chez M. Chauvelin". Sie war ehemals Bestandteil der Auktion Binoche et Godeau, 22.3.1991 (Lot 36) und heute Teil der Sammlungen des Museé Nationale von Malmaison. Desweiteren wird die persönliche und geschäftliche Verbindungen zwischen Percier, Fontaine und Jacob Frères seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert belegt. Percier und Fontaine waren Trauzeugen von Jacob-Desmalter im Jahre 1798.
Über den Uhrmacher Martinengo ist leider nicht viel bekannt. Eine Pendule mit Armillarsphären und Planetarium, ebenfalls signiert von Martinengo, wurde bei Antiquorum Genf am 14.6.2003 (Lot 79) verkauft.

Verkauft

schätzpreis
50.000200.000 €
Realisierter Preis
54.600 €