97. Auktion

12.5.2018

Lot 607

Lesieur à Paris, Höhe 620 mm, circa 1810
Einzigartige Empire Pendule mit Halbstunden- / Stundenselbstschlag "Urania"
Geh.: Bronze, feuervergoldet, Marmorsockel. Ziffbl.: Emailziffernring. Werk: rundes Messing-Vollplatinenwerk, 8 Tage Gangreserve, 2 Federhäuser, 1 Hammer / 1 Glocke, Schlossscheibe, Ankerhemmung, Kurzpendel mit Fadenaufhängung.
Die vergoldete Bronze stellt in einer äußerst feinen Ausführung Urania, die Muse der Astronomie dar, die ihren linken Arm auf eine Himmelskugel lehnt und in ihrer rechten Hand einen Kompass hält; die Kugel, die von den Sternzeichen umgeben und mit aufgesetzten Sternen geschmückt ist, ruht auf einer Allegorie der Winde, die durch vier wehende Zephyren dargestellt wird. Der Sockel aus meergrünem Marmor ist mit einem Fries geschmückt, der drei Putti umgeben von ihren Arbeitsgeräten darstellt.
Diese schwere Bronzependule ist aus mehreren Gründen außergewöhnlich. Zwar ist das Motiv der Urania zu Beginn des 19. Jahrhunderts ein gern verwendetes Thema, bevorzugt noch verbunden mit dem damals beliebten "Ägyptischen Stil", doch ist die Frauengestalt stets auf der rechten Seite der Komposition angeordnet - im Gegensatz dazu befindet sie sich hier auf der linken Seite, was bei keiner anderen bekannten Pendule der Fall ist. Außerdem ist es das einzige bekannte Werk, dessen Bronze mit dem Medaillon François Rabiats signiert ist.
Claude-François Rabiat (1756-1815) gehört zu einer sehr kleinen Zahl von Bronziers aus der Kaiserzeit, deren Werke erst am Anfang ihrer Identifizierung stehen. Er begann 1769 als Lehrling in der Werkstatt des Vergolders und Silberschmieds Etienne Vignerelle und erwarb im März 1778 seinen Meistertitel als "Vergolder auf Metallen". Mit Sitz in Paris, 41, rue Beaubourg, betrieb er eine sehr erfolgreiche Fabrik, die ausschließlich Händler wie André Coquille und Thémet belieferte oder Uhrmacher wie Bailly, Mallet, Lépine und eben Lesieur. Auch lieferte sie verschiedene Teile an das kaiserliche Möbeldepot. Nach seinem Tod behielten seine drei Söhne die Familienwerkstatt unter dem Firmennamen "Rabiat frères" bis sie nach 1819 ihre Tätigkeit selbständig fortsetzten.
Es gibt mindestens zwei Pariser Uhrmacher mit dem Namen Lesieur, die zwischen 1790 und 1850 tätig waren. Es gibt eine Reihe von Uhren signiert "Lesieur", die zeigen, dass Lesieur ein angesehener Uhrmacher war, der auch Uhren mit astronomischen Komplikationen fertigte und seine Kundschaft im europäischen Adel fand.

Verkauft

schätzpreis
14.00020.000 €
Realisierter Preis
11.200 €