100. Auktion

15.11.2019

Lot 33

John Joyne, Paris, Höhe 300 mm, circa 1680
Hochdekorative kleine französische "Pendule Miniature Religieuse" im "Hague Stil" mit Halbstundenschlag
Geh.: Ebenholzfurnier, feinste Einlegarbeiten in Silber, seitliche Sichtfenster, profilierter Giebel. Ziffbl.: versilberter Zifferring. Werk: Rechteckform-Messingwerk, 90 x 110 mm, 1 Hammer / 1 Glocke, Spindelhemmung, Federhaus, Fadenaufhängung, Zykloidenbacken, Stahlpendelstab und Messingpendellinse.
Das für eine Religieuse im Hager Stil eher kleine Gehäuse aus ebonisiertem Holz ist vorne und an den Seiten üppig mit äußerst kunstfertigen silbernen Einlegearbeiten verziert, die Tiere und Fabelwesen zeigen. Der Ziffernring wird von gekrönten Löwen getragen, zwei geflügelte Putti halten das Signaturschild.
John Joyne, geboren etwa 1647 in Paris, arbeitete etwa 1660 bis 1700 in Saint-Germain-des-Prés. Er wurde 1660 Mitglied der Uhrmachergilde und 1687 freigesprochen. Eine weitere Arbeit von ihm, eine kleine quadratische Uhr mit Spindelhemmung, signiert John Joyne, St. Germain Paris, befindet sich im Britischen Museum.
Ivan Slee beleuchtet in einem Artikel im Antiquarian Horology eine andere Seite im Leben des John Joyne, der nicht nur ein angesehener Uhrmacher war, sondern auch ein schurkischer politischer Intrigant in einer aufregenden Epoche der englischen Geschichte, in der Korruption, Mord und Verschwörung an der Tagesordnung waren. Es tobte der Streit zwischen den Protestanten und der römisch-katholischen Bevölkerung und als Charles II. den Thron bestieg, wurde England mit seiner schwachen Flotte darüber hinaus vom mächtigen Holland auf der anderen Seite des Kanals bedrängt. In dieser Situation begann Samuel Pepys (1633-1703) die Marine zu reformieren und legte den Grundstein für die englische Seemacht der nächsten zwei Jahrhunderte. Die Whigs als erklärte Feinde des Königs sammelten sich unter der Führung des Earl of Shaftesbury unter dessen Anhängern sich wiederum John Scott befand, ein gewissenloser Geselle mit übler Vorgeschichte. Dieser ging 1675 nach Paris und lernte dort John Joyne kennen; fortan arbeiteten beide zusammen in diversen dubiosen Unternehmungen. Als 1678 Gerüchte über eine päpstliche Verschwörung verbreitet wurden, ermorderte Scott einen Magistraten, wurde von Pepys angeklagt und floh darauf hin wieder zu Joyne. Im Gegenzug jedoch wurde nun Pepys von den Whigs bedrängt und verklagt, was tatsächlich zu seiner Inhaftierung im Tower führte. Es gelang ihm aber, durch seinen Schwager Joyne in Paris zu überreden, bei der Gefangennahme Scotts behilflich zu sein; was umso leichter gelang, als Scott Joyne eine große Summe Geldes schuldete. Joyne erhielt von Pepys 300 Pfund für seine Dienste und versuchte mit Drohungen weitere Gelder von ihm zu erpressen, was aber wohl nicht erfolgreich war. Da Joyne fünf Jahre später von der Clockmakers' Company freigesprochen wurde, scheint er sich dann doch mehr auf sein eigentliches Handwerk konzentriert zu haben. Bis 1697 arbeitete er noch als Uhrmacher; danach verliert sich seine Spur.

schätzpreis
25.00035.000 €
Realisierter Preis
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