102. Auktion

29.6.2020

Lot 106

Joseph Thaddäus Winnerl, Nr. 381, Höhe 1110 mm, circa 1850
Bedeutender Präzisionsregulator mit Messing/Stahl-Rostpendel und Pendelanker-Federkrafthemmung
Geh.: Mahagoni. Ziffbl.: Email. Werk: rundes Messing-Platinenwerk, seitlicher Gewichtsantrieb, Anker mit Rubinpaletten, Aufhängung über Pendelfeder.
In der Nachfolge der Federkrafthemmung Friedrich Tiedes (wie sie etwa auf Seite 221 im Band 4 der PPU-Reihe von Jürgen Ermert dargestellt wird) und als Vorläufer z.B. der freien Federkrafthemmung von Sigmund Riefler haben wir hier eine solche von Josef Thaddäus Winnerl vor uns. Die über die Aufhängung fest mit dem Pendel verbundenen Federarme enden in zwei Rubinpaletten, die in das Gangrad eingreifen und von dort ihre Antriebskraft vermittelt bekommen. Selbst die Auflagen der Federn, die darin mit einem Stift geführt werden, sind mit Rubinen versehen. (Ein ähnliches Werk von Winnerl ist dargestellt und beschrieben bei Erbrich: "Präzisionspendeluhren", S. 199.) Das runde Werk (Durchmesser 119 mm) ist von einer Messingkapsel vollständig umhüllt. Anker und Werksaufbau erinnern damit auch an die Sekundenpendeluhr von Auguste Fénon aus unserer 93. Auktion, der viele französische Observatorien mit Präzisions-Pendeluhren belieferte und in Paris Schüler von Winnerl war. Im Gegensatz zur sachlichen Observatoriumsuhr haben wir es hier allerdings mit einem 80-Schläger-Pendel zu tun und mit einem wunderschönen Mahagoni-Gehäuse, an dessen Profil das seitlich laufende Gewicht eigens angepasst wurde. Angeblich hat Winnerl ein baugleiches Modell für Napoleon III. angefertigt; dieses hier soll im Besitz von dessen Halbbruder, dem Herzog von Morny gewesen sein.
Joseph Thaddäus Winnerl (gest. 1886) wurde 1799 in der Steiermark geboren. Ab 1829 lebte und arbeitete er in Paris, wo er unter anderem einen Chronographen mit unabhängig anhaltbarem Sekundenzeiger (Schleppzeigermechanismus) erfand. 1839 gewann Winnerl in Paris eine Goldmedaille für seine Konstruktionen. Er war ein hervorragender Hersteller von Chronometern und Unruhen und entwickelte außerdem eine eigene Kompensationsunruh. Ferdinand Adolf Lange arbeitete bis 1842 für Winnerl.
Quelle: Tony Mercer "Chronometer Makers of the World" (Chronometerhersteller dieser Welt), Colchester, England 1991, Seite 252.

Verkauft

schätzpreis
20.00030.000 €
Realisierter Preis
18.800 €