102. Auktion

29.6.2020

Lot 248

Barthelemy Cuper à Bloy (Blois), 58 x 36 x 26 mm, 59 g, circa 1600
Museale, einzeigrige, muschelförmige Halsuhr im Bergkristallgehäuse, vormals Teil der Prinz Soltykoff-Sammlung, der Sammlung Marfels und der J. Pierpont Morgan Collection
Geh.: vergoldetes Messing und Bergkristall. Gravierter Rahmen, scharnierter, kannelierter Bergkristalldeckel und -schale. Ziffbl.: Messing, vergoldet, graviert, Silberziffernring mit radialen röm. Zahlen, fein geschnittener Eisenzeiger. Werk: muschelförmiges Messing-Vollplatinenwerk, Federhaus, Spindelhemmung, obenliegendes gebläutes Gesperr, zweiarmige Eisenunruh ohne Unruhspirale.
Die Gravur des Zifferblattes zeigt ein Kaninchen, verschiedene Insekten und Blumen, sowie den Kopf eines Cherubs und ist ganz im Stil von Etienne Delaune ausgeführt. Das Gehäuse ist von einem Rahmen eingefasst, der mit einem Blattmuster graviert ist und die Bergkristallschalen an ihrem Platz halten.
Das Werk wurde um 1910 modernisiert, was bereits im Buch "Catalogue of the Collection of Watches - The Property of J. Pierpont Morgan" als "imperfect movement" beschrieben ist.
Cuper ist der Name einer bekannten Uhrmacherfamilie, die dafür berühmt war, die Uhrmacherkunst in Blois eingeführt zu haben; von dort aus verbreitete sich dieser Industriezweig in ganz Europa. Soweit bekannt wurde der Begründer der Dynastie Barthélomy etwa 1530 in Deutschland geboren, von wo aus er nach Frankreich emigrierte und sich in Blois niederliess. Er war wohl von vornehmer Herkunft und hatte zwei Söhne: Paul, der die Uhrmacherei in der Familie begründete und Pierre, der ebenfalls als Uhrmacher in Blois arbeitete. Beide wurden von ihrem Vater nach Deutschland geschickt um in Nürnberg die von Peter Hele (Henlein) entwickelte Kunst tragbare Uhren herzustellen zu erlernen.
Quelle: Catalogue of the Collection of Watches - The Property of J. Pierpont Morgan, Seiten 10 und 11.
Prinz Peter Soltykoff (1804-1889)
Kunstsammler; Enkel des Grafen und späteren Prinzen Nikolay Ivanovich Soltykoff (1736-1816), und Sohn der Prinzen Dmitri Nikolaevich Soltykoff (1767-1826); ließ sich 1840 in Paris nieder, wo er eine wichtige Sammlung mittelalterlicher Objekte zusammentrug. Darunter befanden sich unter anderem eine herrliche Kollektion früher Klein- und Großuhren. Die besten darunter wurden von Pierre Dubois, einem Uhrenspezialisten und Schriftsteller, katalogisiert und 1858 in einem Buch veröffentlicht. Prinz Soltykoffs vollständige Sammlung umfasste 1.100 Losnummern und wurde zwischen dem 8. April und dem 1. Mai 1861 während einer Auktion im Hôtel Drouot in Paris veräußert; sie enthielt mehr als 87 "Renaissance" Uhren und Kleinuhren.
Carl Marfels (1854-1929)
....er wurde Sammler und zwar mit außerordentlichem Erfolge, denn die Marfels'sche Uhren-Sammlung ist heute (1902) nicht allein weltbekannt, sondern sie gehört zur Zeit auch zu den auserlesensten und besten Sammlungen, die auf diesem Gebiete existieren. Die Marfels'sche Uhren-Sammlung enthält nicht allein Exemplare der ältesten bekannten Taschenuhren, sondern auch die feinsten und seltensten Uhren in Emailmalerei, Gravierung, Ziselierung Lackmalerei (Vernis Martin), darunter viele Kuriositäten, als Taschenuhren aus Eisen, Perlmutt, Elfenbein, Holz, Bergkristall, Porzellan usw.
Quelle: Lexikon der Uhrmacherkunst, Carl Schulte: Emil Hübners Verlag Bautzen 1902
Die vorliegende Uhr ist abgebildet in den Sammlungskatalogen von Marfels mit der Inventarnummer 1516.
John Pierpont Morgan (1837-1913)
Morgan war ein US-amerikanischer Unternehmer und der einflussreichste Privatbankier seiner Zeit. Von 1904 bis 1913 war Morgan Präsident des Metropolitan Museum of Art in New York und für seine umfangreiche Kunst, Uhren und Büchersammlung berühmt. Uhrenkennern ist vor allem sein eindrucksvolles Buch "Catalogue of the Collection of Watches - The Property of J. Pierpont Morgan" ein Begriff; worin auch die vorliegende Uhr auf Tafel VII und den Seiten 10 bis 12 abgebildet und beschrieben ist.

Verkauft

schätzpreis
10.00040.000 €
Realisierter Preis
31.300 €