98. Auktion

10.11.2018

Lot 266

Meistermarke "MK", Augsburg, Höhe 265 mm, circa 1625
Bedeutende, frühe Figurenuhr mit Automat und Stundenselbstschlag "Der Mohr" - ein seltenes Beispiel einer später "cercles tournants" bezeichneten Uhr
Geh.: Messing und Kupfer, feuervergoldet, graviert, punziert und ziseliert, Bodenglocke. Ziffbl.: feuervergoldete Messingkugel mit Stundenband mit gravierten röm. Stunden "I-XII" und arab. Stunden "13-24" und Ekliptik (versilberter Zodiak-Ring) mit den zwölf Sternzeichen. Werk: hexagonales Messing-Vollplatinenwerk, feuervergoldet, 2 Federhäuser für Geh- und Stundenschlagwerk, 1 Hammer, Spindelhemmung, Schlossscheibe, Radunruh.
Der oben abgeschrägte hexagonale Sockel, steht auf einem sechseckigen Sockelfuss mit punzierten Löwenmaul- und
Granatapfelmotiven. Sechs balusterartige Dreiviertelsäulen unterteilen die ziselierten Sockelseiten, auf denen die Musen Kaliope, Melpomene, Polyhymnia und Terpsichore und die Göttin der Gerechtigkeit, Iustitia, dargestellt sind. Die sechste Wandung füllt eine später hinzugefügte Platte mit heraldischer Gravur mit Wappen und der Bezeichnung "WENC. WRATIS ANNO 1555" (Wenzel Wratislaw, im Jahre 1555). Auf dem Sockel befindet sich eine reich punzierte und ziselierte Platte auf der sich die vergoldete und teilweise polychrom gefasste Statuette des Mohren befindet. Er ist im Stil eines römischen Feldherrn bekleidet und trägt eine Krone, zu seinen Füßen befindet sich ein Äffchen. Mit dem Zepter in seiner rechten Hand zeigt er die Zeit auf dem Himmelsglobus an. Dieser befindet sich an der Spitze eines farbig gefassten Baumstammes. Beim Glockenschlag zur vollen Stunde wendet der Mohr den Kopf zum Globus, das Äffchen springt zu seinen Füssen hin und her.
Bei dieser frühen Automatenuhr handelt es sich um ein besonders ausgewogen gestaltetes Exemplar aus der Gruppe der Figurenuhren mit profanem Sujet des 16. Jahrhunderts mit schön graviertem und ziseliertem, original feuervergoldeten Gehäuse eines bedeutenden Augsburger Meisters.
Die Initialen "MK", samt Augsburger Pinienzapfen (Pyr) auf der Werksplatine lassen sich leider nicht auflösen. Bislang wurden die Initialen "MK" zahlreichen Renaissancemeistern wie Michael Klenck, Matthas Kessborer oder Melchior Kleinhemmel zugeschrieben. Eine zweifelsfreie Zuordnung existiert nicht. Gemeinsam ist diesen Objekten der hohe Qualitätsstandard in der künstlerischen und technischen Ausführung.
Das Wappen mit dem zweigeteilten Schild und Büffelhörnern auf dem Helm und die Namensgravur "Wenc(el) Wratis(law) Anno 1555" weist auf ein Uradelgeschlecht der Länder der Böhmischen Krone hin. Es handelt sich um die Familie Wratislaw von Mitrowitz. Der Vorname "Wratislaw" wurde ab dem späten 15. Jahrhunderts als Familienname geführt. Wenzel Wratislaw von Mitrowitz († 1554) gilt als Stammvater der beiden Häuser Wratislaw von Mitrowitz und Wratislaw von Mitrowitz und Schönfeld.
Provenienz:
- Schweizer Privatsammlung
- Versteigert bei Ineichen, Zürich, Mai 1999
- Bedeutende Wiener Privatsammlung

Verkauft

schätzpreis
27.00050.000 €
Realisierter Preis
31.000 €