98. Auktion

10.11.2018

Lot 254

Peter Pech, München, Höhe 110 mm, Durchmesser 59 mm, circa 1550
Museale, einzeigrige, dosenförmige Renaissance Reiseuhr mit aufgesetztem Weckerwerk und offener Glocke. Nur sehr wenige dieser frühesten tragbaren Uhren existieren heute noch.
Geh.: Bronze, feuervergoldet, graviert, zweiteilig. Ziffbl.: Bronze, feuervergoldet, Ziffernring mit eingelegten radialen röm. Stunden I-XII und arabischen Stunden 13-24, sowie sowie Tastknöpfen zur Nachtablesung, zentrale gravierte Windrose und Sonnenstrahlenmotiv, fein geschnittener Eisenzeiger. Werk: Eisen, monogrammiert "PP", Darmsaite/Schnecke, Spindelhemmung, zweiarmige Eisenradunrast ohne Unruhspirale, Schweinsborstenregulierung.
Die Uhr besteht aus einer Dosenuhr und aus einem aufgesteckten, trommelförmigen Weckerwerk. Die Wandungen sind dekoriert mit floralen Ranken, Blüten und Blumen. Das in der oberen Trommel befindliche und auf das untere Gehäuse aufgesteckte Weckerwerk aus Eisen besitzt an der Unterseite einen eigenen Federaufzug, ein Zwischenrad und eine Spindel, die durch Eingriff in ein kleines Spindelrad jeweils die Ausschläge des horizontal unter der Glocke befindlichen und an ihren unteren Rand anschlagenden Hammers in rascher Abfolge freigeben oder blockieren. Die Auslösung dieses Mechanismus erfolgt durch einen vertikal nach unten aus der Werksplatine herausragenden Eisenstift oder Dorn, der vom sich drehenden Stundenzeiger des unteren Werkes mitgenommen wird und in weiterer Folge die Arretierung des Weckerwerkes freigibt.
Das Nationalmuseum in Kopenhagen besitzt eine vergleichbare Uhr mit der Marke "M", darunter drei Punkte und ein Winkel. Ein weiteres Exemplar mit Eisenwerk (ohne Wecker), circa 1550, signiert "M", wahrscheinlich Augsburg, befindet sich als Nachlass des W. K. Edey (1937-1999) in der Frick Collection, New York ("The Art of Timekeeper: Masterpieces from The Winthrop Edey Bequest ", 14.11.01-24.02.02).
Die gleiche Marke befindet sich auch an einer Tischuhr in Straßburger Privatbesitz, sie ist mit 1621 datiert. Es wurden also trommelförmige Uhren noch Anfang des 17. Jahrhunderts gebaut. Eine hinsichtlich Gehäusedekor und Werksaufbau (d. h. ausgestattet mit unterer Platten- und oberer Ringplatine), fast identische Dosen-Federzuguhr (aber ohne oben aufgesetztes Weckerwerk) befindet sich in der Sammlung Graf Carlo Lamberti, Rom (Raccolta d'Arte della Fondazione Lamberti, Roma).
In Jürgen Abelers "Meister der Uhrmacherkunst" wird der Uhrmacher und Büchsenmacher Peter Pech im Münchner Schmiederegister zwischen 1541-1550 erwähnt.
Provenienz:
- Versteigerung bei Koller Zürich, März 2002
- Bedeutende Wiener Privatsammlung

Verkauft

schätzpreis
28.00040.000 €
Realisierter Preis
42.200 €