98. Auktion

10.11.2018

Lot 291

Meistermarke "HS" (Hans Steinmeissel, Prag), Höhe 320 mm, datiert 1553
Dekorative Prager Renaissance Türmchenuhr mit 24 Stundenzifferblatt und Stundenschlag
Geh.: Messing und Kupfer, feuervergoldet, punziertes Dekor, Löwenfüße, durchbrochen gearbeiteter Glockenturm, 1 Hammer / 1 Glocke. Ziffbl.: Vorderseite - aufgelegter Ziffernring mit röm. Stunden sowie Tastknöpfen zur Nachtablesung, späteres zentrales Zifferblatt mit arab. Stunden "13-24" und zentrale, gravierte Kompassrose. Darunter Weckerscheibe mit röm. Zahlen und Tastknöpfen. Rückseite - Kontrollzifferblatt für Stundenschlagwerk; gebläute Eisenzeiger. Werk: Eisenrahmen, Eisen- und Messingräderwerk, Darmsaite/Schnecke für Gehwerk, Kette/Schnecke für Schlagwerk, außenverzahnte Schlossscheibe für Schlagwerk, Spindelhemmung, späteres Vorderpendel.
Auf der linken Seite, auf der unteren Werksplatine befindet sich neben der Gravur der Jahreszahl 1553 und den Initialen Hans Steinmeissels auch eine Blumenvase und ein Portrait eines Mannes im Profil. Vermutlich handelt es sich hierbei um den Uhrmacher selbst.
Das vierseitige, feuervergoldete Tombak Gehäuse besitzt einen von vier liegenden Löwen getragenen Sockel in Pyramidenstumpfform, verziert mit Repoussé-Dekor: Rankwerk, Granatapfelmotive sowie vier Gesichter. Diese sind mittig auf jeder der vier abgeschrägten Seiten platziert und stellen die vier damals bekannten Erdteile dar: Europa, Asien, Afrika und Amerika.
Die vier Schauseiten sind mit feinen Blüten und Ranken graviert, rechts zusätzlich mit Schlangen und einem Paradiesvogel, links mit Greifvögelköpfen, sowie jeweils im Mittelfeld, mit Blumen gefüllten Vasen. Die zwei Seitenpaneele sind abnehmbar und werden flankiert von jeweils zwei reich ausgeformten Dreiviertel-Säulen mit reliefierten Köpfen im Sockelbereich, Akanthusblättern und Granatäpfeln, Palmetten und Blütenkapitellen.
Der Glockenturm ist umgeben von vier Eckobelisken und hat die Form einer Halbkugel. Er ist durchbrochen gearbeitet und sein gegossenes Dekor zeigt florale Ranken, mythologische Tiere, Greife und groteske Maskarons und wird bekrönt von einem durchbrochenem Obelisken.
Hans Steinmeissel ist 1547 als Prager Uhrmacher verzeichnet. Steinmeissel heiratete 1548 die Tochter des königlichen Hofuhrmachers Jakob Zech. 1552 lehnt er die Pflege der Prager Rathausuhr ab, mit der Bemerkung "er würde durch die Uhr närrisch werden". Steinmeissel starb im Jahre 1572 und hinterließ eine Witwe und 5 Kinder.
Zwei seiner Uhren befinden sich in Museen in Stuttgart und Prag.
Quelle: Jürgen Abeler, "Meister der Uhrmacherkunst", 2. Auflage, Wuppertal 2010, S. 541.
Provenienz: Bedeutende Wiener Privatsammlung

Verkauft

schätzpreis
20.00030.000 €
Realisierter Preis
24.800 €