98. Auktion

10.11.2018

Lot 263

"CR" im Schild (vermutlich Caspar Rauber), Augsburg, Höhe 340 mm, circa 1580
Bedeutende, museale Monstranzuhr mit 24-Stunden-Zifferblatt, Mondphase, Aspektenanzeige, Stundenselbstschlag und Weckwerk
Geh.: Messing und Kupfer, feuervergoldet, graviert und punziert. Ziffbl.: Messing, feuervergoldet, versilbert. Werk: rundes Messing-Vollplatinenwerk, feuervergoldet, punziert "CR" im Schild, Schlüsselaufzug, Spindelhemmung, Eisenräderwerk, Federhaus für Gehwerk, Federhaus für Schlagwerk, Federhaus für Weckwerk, Schlossscheibe für Schlagwerk, im Zentrum mit Rankwerk graviert, Schweinsborstenregulierung, Stackfreed, eiserne Radunrast.
Der aus Kupfer getriebene, feuervergoldete Rundsockel steht auf drei geflügelten Phönixen und ist verziert mit punzierten Rosenblüten, Muscheln und Maskarons. Ein mit gleichem Dekor punzierter Säulenschaft erhebt sich in dessen Mitte und trägt das trommelförmige Werkgehäuse mit aufwändig punziertem Gehäuseband. Es ist rückseitig graviert mit einem Schwan, einer Taube und einem Vogel Strauß inmitten üppigen Rankwerks und Blüten. Ein römischer Krieger mit Helm, Schild, Lanze, Pfeilen und Köcher auf einem runden Sockel dient als Bekrönung.
Eine aufgesetzte, bewegliche Scheibe mit 24-Stunden-Zifferblatt befindet sich an innerster Stelle der insgesamt vier Ziffernringe auf der Vorderseite. Der ebenfalls bewegliche Ziffernring für den Wecker ist aus Silber und ist unterteilt in 2 x "I-XII". Eine weiterer Ziffernring mit 24-Stunden-Anzeige und ein äußerer Ring mit entsprechenden röm. Stunden 2 x "I-XII", sowie Tastknöpfen für die Nachtablesung befinden sich ganz außen. Das Zentrum bildet eine aufgesetzte Scheibe mit gravierter Aspektenanzeige, Öffnung für die Mondphase und zwei gegenüberliegende Zeiger für die "gemeinsame 24-Stunden-Anzeige".
Das mehrstufige Werk von circa 30 Stunden Gangdauer besitzt drei Federhäuser und ist von herausragender Qualität. Das Weckwerk ist in der Glocke untergebracht - ein frühes hochtechnisches Meisterwerk mit deutlichem Einfluss zeitgenössischer Augsburger Uhrmacher.
Über Caspar Rauber wissen wir nur wenig. Nach den Aufzeichnungen Jürgen Abelers findet Caspar Rauber das erste Mal 1556 in Augsburg Erwähnung. 1572 wurde er zum Meister ernannt. Werke Raubers befinden sich im Metropolitan Museum of Art und in wenigen, ausgesuchten Privatsammlungen.
Die Geschichte der Monstranzuhr
Monstranz-Uhren wurden meist von hochgestellten Geistlichen in Auftrag gegeben und waren daher immer Unikate mit entsprechend hohem Wert. Selten wurden sie auch als Meisterstücke hergestellt. Zunächst musste ein Riss, d.h. eine technische Konstruktionszeichnung angefertigt werden. Weitere Forderungen der Zunft waren Stunde- und Viertelstundenschlagwerk, sowie Weckeinrichtung, Gehwerk mit Spindelhemmung und vielfältige Anzeige von Indikationen.
Meisterschüler besaßen meist kein Geld und mussten sich für ein Meisterstück oftmals hoch verschulden, zumal zur Herstellung eines Unikates auch die Anfertigung der entsprechenden speziellen Werkzeuge hinzukam. In dieser Situation waren finanzkräftige Auftraggeber hoch willkommen, denn eine solche Uhr kostet den Gegenwert von etwa vier Jahresgehälter eines hochgestellten Beamten der damaligen Zeit.

Verkauft

schätzpreis
30.00090.000 €
Realisierter Preis
39.700 €