98. Auktion

10.11.2018

Lot 92

Patek Philippe & Co. à Genève / Charles Abraham II Bruguier à Genève zugeschrieben, Geh. Nr. 1293, 97 x 65 x 33 mm, 331 g, circa 1865
Extrem seltener Singvogelautomat mit originaler Lederschatulle
Geh.: Schildpatt/Goldemail/vergoldetes Messing. Automatenwerk: Rechteckformwerk, Vollplatine, Blasebalg, Federhaus, Kette/Schnecke.
Wenn das Werk aufgezogen ist und der Schieber zum Starten des Automaten nach rechts geschoben wird, öffnet sich der mit Blüten und Vögeln feinst bemalte, emaillierte Golddeckel und ein zwitschernder Vogel mit rotierendem Körper, flatternden Flügeln, drehendem Kopf und sich öffnendem Schnabel erhebt sich.
Der Vogel hat ein bunt gefärbtes Gefieder: leuchtend rot, lagunenblau und smaragdgrün, perfekt akzentuiert mit schillernden Glanzlichtern. Der Körper erhebt sich von einem vergoldeten, durchbrochen gearbeiteten Gitter empor.
Das gut erhaltene Schildpatt Gehäuse ermöglicht einen hervorragenden Klang. Auf der Rückseite befindet sich ein aufklappbares Schlüsselkompartiment - ein extrem seltener Singvogelautomat von hervorragender Qualität.
Charles-Abraham Bruguier der Ältere (1788-1862) wurde am 5. Januar 1788 in Genf geboren; er war der Sohn eines Uhrmachers und wurde später selbst Uhrmacher. Bruguier und seine Familie zogen 1815 nach London und lebten dort einige Jahre. Zwei von Bruguiers Kindern wurden in London geboren - Charles-Abraham im Jahr 1818 und Louise dann 1821. Etwa 1823 kehrte die Familie nach Genf zurück und ließ sich in der Rue de Coutance 87 nieder, wo 1825 auch das vierte Kind Judith geboren wurde. Charles-Abraham stellte seine erste Singvogelspieldose aller Wahrscheinlichkeit nach in der Zeit nach der Rückkehr nach Genf her. Zwischen 1833 und 1837 reiste er nach Sainte-Suzanne bei Montbéliard in Frankreich, um in der Fabrik für Musikspieldosen in Paur zu arbeiten; die Manufaktur wurde später in L'Epée-Fabrik umbenannt. Bruguier und seine Familie kehrten 1837 abermals ins heimische Genf zurück. Sie lebten etwa ein Jahr in der Rue du Cendrier 121 und zogen danach in die Rue Coutance 75. Um 1843 kaufte Bruguier der Ältere schließlich ein Anwesen in Grand-Pré nördlich von Genf und verlegte seine Werkstatt dorthin. Er starb im Juni 1862 im Alter von 74 Jahren. Sein Sohn Charles-Abraham II Bruguier (1818-1891) wurde in London geboren, da sein Vater zu dieser Zeit dort tätig war. Er selbst ist in den Archiven der Stadt Genf von 1843 mit einer Werkstatt unter der Adresse Terreaux de Chantepoulet verzeichnet. Ami Rochat war zu dieser Zeit sein Nachbar, er lebte und arbeitete in der gleichen Straße. Später zog er um in die Rue Rousseau, in die Rue Sismondi, und schließlich in die Rue des Pâquis. Charles-Abraham jun. stellte Singvogel-Spieldosen her, die denen seines Vaters sehr ähnlich waren.
Im Patek Philippe Museum in Genf befindet sich eine von Patek Philippe signierte Goldemail Singvogeldose mit eingebauter Uhr. Der Singvogel Mechanismus ist nahezu identisch mit dem hier angebotenen und ist Charles Abraham II Bruguier zugeschrieben (siehe Band I, S. 463, Inventarnummer P-651).
Die Firma Patek Philippe stellte nie Singvogelautomaten her, diese wurden von Zulieferern angekauft und veredelt. Nur die Singvogelautomaten mit zusätzlichem von Patek Philippe gefertigtem Uhrwerk wurden mit einer Patek Philippe Seriennummer versehen und in den Werkbüchern verzeichnet. Alle anderen wurden in separaten Inventarbüchern registriert, diese sind laut Auskunft des Patek Philippe Museums verschollen.

schätzpreis
36.00050.000 €
Realisierter Preis
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