101. Auktion

16.11.2019

Lot 168

A. Lange & Söhne Glashütte B/Dresden, Werk Nr. 16167, Geh. Nr. 16167, 38 mm, 53 g, circa 1883
Kleine Glashütter Savonnette - gefertigt in Qualität 1A - verkauft am 28.03.1883 an die Firma Charles William Schumann in New York für 145 Mark - mit Lange-Stammbuchauszug
Geh.: 18Kt Rotgold, monogrammiert, Goldcuvette mit Widmungsgravur, Gehäusemacher-Punzzeichen "CWS" (Charles William Schuhman). Ziffbl.: Email. Werk: 3/4-Platinenwerk, Goldschrauben-Komp.-Unruh.
Eines Abends im November 1894 traf eine Schachtel Pralinen als Geschenk für die Hauptdarstellerin im Londoner Princess's Theater ein. Nach dem Genuß der Leckereien erkrankte die Schauspielerin am darauf folgenden Tag und konnte die nächste Vorstellung nicht zu Ende führen. Es stellte sich heraus, dass das Konfekt mit Karbolsäure versetzt worden war - der Absender wurde nie gefunden.
Mit giftigen Substanzen kannte sich die Adressatin des Angriffs aus. Nachdem Anna Shelton in ihrer Jugend aus ungewisser Quelle eine Substanz erhalten hatte, um ein Muttermal zu entfernen, heiratete sie Henry Ruppert, zog nach New York, gründete ein Geschäft und versorgte von nun an als "Mrs. Anna Ruppert" Stadt und Land mit ihrer Gesichtsbleiche. In einer Zeit, in der es vor allem bei afroamerikanischen Frauen als schick galt, ihren Teint aufzuhellen, ein äußerst erfolgreiches Unternehmen.
Zwar ließ sie sich Ende der 1880er Jahre scheiden, behielt aber ihren (Marken-)Namen bei und zog mit ihrem zweiten Mann nach London, wo sie mit Vorträgen und Zeitungsartikeln den Verkauf ihrer Schönheitsmittel vorantrieb. 1893 mußte sie jedoch ihre Kolumne einstellen, ihr Bleichmittel wurde als Ursache einer Quecksilbervergiftung ermittelt, sie wurde wegen Verstößen gegen das irische Apothekengesetz verklagt, und ihr Stern begann zu sinken.
Ab 1894 wandte sie sich dann der Schauspielerei zu und trat in ihren eigenen Produktionen am Princess's Theater auf. Wirklich erfolgreich war dieser Karrierewechsel wohl nicht, offensichtlich waren auch nicht mehr alle Londoner gut auf sie zu sprechen, und so kehrte sie in ihre Heimatstadt nach Pleasant Hill in den USA zurück, wo sie im April 1896 mit nur 32 Jahren an Tuberkulose starb.
Im Jahr 1885, die Geschäfte in New York liefen gut, schenkte Anna Ruppert einer Freundin zu Weihnachten eine Glashütter Damentaschenuhr im Gehäuse von C.W. Schumann. Es ist ein kleines Schmuckstück erster Qualität, mit einer Widmung und einer interessant gestalteten Jahreszahlengravur, das bestens erhalten nun vor uns liegt.

schätzpreis
4.0005.000 €
Realisierter Preis
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