102. Auktion

29.6.2020

Lot 325

S. Smith & Son, 9 Strand, London, Makers to the British and Indian Governments, Werk Nr. 1901-23, Geh. Nr. 1901-23, 62 mm, 228 g, circa 1901
Historisch bedeutende, große und schwere Taschenuhr mit fliegendem 12 Minuten-Tourbillon nach Robert Benson North, Chronograph, 60 Minuten- und 12 Stundenzähler - mit Originalschatulle
Geh.: 18Kt Gold, Gehäusemacher-Punzzeichen "SS" (Samuel Smith, London), Pendant punziert "GJ", Werksverglasung. Ziffbl.: Email, gebrochen weiß, hergestellt von Willis, Tachymeterskala. Werk: 2/3-Platinenwerk, Kompensationsunruh mit Schrauben aus Gold und Platin.
Diese Uhr trägt die Nummer 1901-23 in einer exklusiven Serie von Zeitmessern, die Samuel Smith für die Wettbewerbe am Observatorium in Kew fertigstellte. Es handelt sich um eine eindrucksvolle Uhr mit 60-Minuten- und koaxialem 12-Stunden Register, die außerdem mit dem ersten bekannten zwei Drücker-Chronographen mit vier Funktionen überhaupt ausgestattet ist. Diese Konstruktion wurde erstmals 1929 von Universal Watch Co. in der Schweiz patentiert, der zwei Drücker/vier Funktionen-Chronograph dieser Uhr ist jedoch fast 30 Jahre älter.
Robert Benson North erhielt das Patent Nr. 6737 für eine solche sich drehende Hemmung ohne Brücke im Jahr 1903. Es ist also anzunehmen, dass es sich bei dieser Uhr um den funktionsfähigen Prototypen für Norths Patent handelt; die Tatsache, dass man in England im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert sowohl Regulatoren mit Karussell wie auch Tourbillons als "sich drehende Hemmungen" bezeichnete, trägt wohl Schuld daran, dass das Patent von North mehr oder weniger übersehen wurde. Das Patent beinhaltete im Einzelnen "Verbesserungen an sich drehenden Hemmungen für Kleinuhren und andere tragbare Zeitmesser". Auch wenn der äußere Anschein eher einem Karussell ähnelt, handelt es sich hier technisch gesehen um ein Tourbillon. Und, da es ohne obere Brücke konstruiert ist, sogar um eines der ersten - wenn nicht das erste überhaupt - fliegenden Tourbillons, die hergestellt wurden, Jahrzehnte vor den Glashütter Tourbillons nach Alfred Helwig (die in der Folge allerdings ungleich größere Berühmtheit erlangten). Der Verzicht auf den fein polierten Tourbillonkäfig mag begründet sein in der Konzentration auf die Technik und die einzigartige Neuheit der Konstruktion.
Die Uhr ist perfekt reguliert und mit einer Spirale mit Endkurven nach Phillips ausgerüstet - ein Element, das nur in Uhren höchster Qualität verwendet wurde, um eine perfekte Frequenzkonstanz zu erzielen. Die Spirale besteht aus einer Kupfer-Palladium-Legierung zur Reduzierung der Beschleunigung und ist sowohl rostbeständig als auch antimagnetisch. Die sich drehende Hemmung ist aus Gold hergestellt.
S. Smith & Son.
Die führende Firma Londons für qualitativ hochwertige und komplizierte Uhren zu Ende des 19. und Beginn des 20. Jahrhunderts wurde 1851 vom Juwelier und Uhrmacher Samuel Smith gegründet. Nicole Nielsen stellte Uhren für Smith her. Neben einem umfangreichen Sortiment an Uhren und Großuhren für Privatkunden stellte Smith auch zuverlässige Chronometer her und konnte so die Admiralität beliefern. Unter der Leitung von Herbert S.A. Smith entwickelte sich die Firma zu einem großen Fabrikationsbetrieb mit eigenen Forschungslaboratorien; auch in der darauffolgenden Generation blieb die Firma in Familienbesitz und erweiterte unter Sir Alan Herbert Smith ihre Produktpalette um Automobil- und Flugzeuginstrumente. Die Jahrhundertwende war eine Zeit des allgemeinen Niedergangs im britischen Uhrenbau; einige britische Uhrmacher schufen jedoch gerade zu dieser Zeit wunderbare, hochkomplizierte Uhren, wie um der Welt damit zu sagen "Seht, wir sind immer noch die Besten!". Einige dieser Uhren wurden in Zusammenarbeit mit den bekanntesten Schweizer Uhrmacherfirmen hergestellt. Beteiligte Uhrmacher waren in London Charles Frodsham, Edward John Dent und Samuel Smith; dazu kam noch J.W. Player in Coventry.
Provenienz: Sammlung Esmond Bradley Martin

Verkauft

schätzpreis
49.00065.000 €
Realisierter Preis
68.800 €