91. Auktion

16.5.2015

Lot 518

Jean Pierre Huaud / Henry Massy, Charles Street, London, Werk Nr. 2796, 40 mm, 58 g, circa 1710
Bedeutende Goldemail Spindeltaschenuhr "Die Heilige Familie auf der Flucht nach Ägypten". Diese Uhr besticht durch ihren herausragenden Erhaltungszustand und die selbst für Huauds Standard außerordentliche Qualität der künstlerischen Ausführung.
Geh.: Gold, die Rückseite mit polychromer Emailmalerei, biblische Szene: "Die Heilige Familie auf der Flucht nach Ägypten". Vier randseitige Kartuschen mit Landschaftsmotiven voneinander abgegrenzt durch gelbe und violette Blütenzierbänder, am unteren Rand Kartusche mit Monogramm "HLP" (Jean Pierre Huaud). Innenseite mit Wandersmann in idealisierter Landschaft, vermutlich nach einer Vorlage des niederländischen Malers Paul Bril (1556-1626). Ziffbl.: Gold und polychromes Email, Ziffernring mit radialen röm. Stunden, zentrale, polychrome Emailkartusche mit der Darstellung eines Engels, der den schlafenden Joseph zum Aufbruch mahnen will, einzelner gebläuter "Fleur de Lys"-Zeiger. Werk: Vollplatinenwerk, Schlüsselaufzug, feuervergoldet, aufgelegte, floral gravierte und durchbrochen gearbeitete Ornamente, signiert, Kette/Schnecke, ägyptische Werkspfeiler, dreiarmige Stahlunruh, gravierter und floral durchbrochen gearbeiteter Unruhkloben mit zwei Vögeln und Engelsgesicht.
Henry Massy
Laut Brian Loomes, "Watchmakers and Clockmakers of the World", London 2006, S. 516 arbeitete Henry Massy in London in der Charles Street und war Mitglied der Clockmakers Company von 1692 bis 1745. Sein Vater Nicolas (II) Massy, in Blois in Frankreich geboren, war als Flüchtling nach London gekommen und hatte seine Werkstatt in der Cranbourn Street. Er gehörte ab 1682 zur Clockmakers Company und starb 1698. Vater und Sohn stammen ab von dem hervorragenden französischen Uhrmacher Nicolas (I) Massy in Blois, der dort 1623 Meister wurde und im selben Jahr heiratete. 1646 wurde er Geschworener und starb 1658.
Man könnte also meinen, die Beziehungen der Familie Massy zu Blois hätten sicher niemals aufgehört.
Jean Pierre Huaud
Pierre, der Begründer der Huaud-Dynastie, wurde 1612 als Sohn des französischen Goldschmieds Jean Huaud in Genf geboren. Er ließ sich 1630 in Genf nieder und von seinen elf Kindern wurden drei berühmte Emailleure wie ihr Vater: Pierre II (1647-1698), Jean-Pierre (1655-1723) und Ami (1657-1724). Man kann davon ausgehen dass die Brüder von ihrem Vater ausgebildet wurden und mit ihm arbeiteten; Pierre II machte sich schließlich um 1680 selbständig. Jean-Pierre und Ami gingen 1682 eine Partnerschaft ein. Sie wurden 1686 als Maler an den preußischen Hof berufen. Sie zogen nach Berlin und arbeiteten fortan für den Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg (1620-1688). Die Brüder kehrten 1700 nach Genf zurück. Der Familienname schreibt sich in den Varianten Huaud, Huaut, oder sogar Huault.
Die bekanntesten Werke der Huauds sind: Diana und Aktaion, Das Urteil des Paris, Die Heilige Familie, Johannes der Täufer, Die Geburt Jesu und Die Anbetung der Hirten.
Blois in Frankreich war als ehemalige Königsresidenz zu Beginn des 17. Jahrhunderts ein Zentrum schönen Künste und der Kunsthandwerker und beherbergte so hervorragende Emailmaler und Uhrmacher.
Viele hugenottische Handwerker mussten zu dieser Zeit aufgrund ihrer Religion ihr Heimatland verlassen, so auch Pierre Huaud, der sich 1630 als Emailleur in Genf niederließ und zum Gründer der Huaud-Dynastie wurde. Die bemalten Emailgehäuse der Huauds hoben sich von den Werken der Genfer Schule durch ihre einzigartige Schönheit hervor und wurden nicht nur zu ihrer Zeit hoch geschätzt, sondern auch in den folgenden Jahrhunderten als Meisterwerke der Kunst verehrt.

Verkauft

schätzpreis
30.00040.000 €
Realisierter Preis
64.500 €