106. Auktion
21.5.2022
Lot 439
Jacques Bruguier
Exquisiter, erstklassiger Singvogelautomat mit Schlüssel
Verkauft
Der komplette Automatenkorpus besteht aus vergoldetem Messing. Alle Seiten sind verziert mit einem feinen guillochierten und gravierten Muster aus kleinen Wellen und barocken Blattranken und Blüten, das Oberteil mit blauem Champlevé Email und zarten weißen Emailbändern.
Wenn das Werk aufgezogen ist und der Schieber auf der Vorderseite zum Starten des Automaten nach rechts geschoben wird, öffnet sich der emaillierte Deckel. Er ist feinst bemalt und zeigt Schloss Heidegg hoch über dem Baldeggersee. Nach dem Öffnen erhebt sich ein zwitschernder Vogel mit rotierendem Körper, wippendem Schwanz, flatternden Flügeln, drehendem Kopf und sich öffnendem Schnabel von einem mit Blattranken verzierten und vergoldeten Gitter empor. Der Vogel hat ein bunt gefärbtes Gefieder aus leuchtenden Blau-, Rot- und Grüntönen, perfekt akzentuiert mit schillernden Glanzlichtern. Das Innere des Golddeckels ist hellblau emailliert und mit einem bunten Blumenbouquet bemalt.
Das hervorragend erhaltene Gehäuse ermöglicht einen besonders schönen Klang. Auf der Rückseite befindet sich ein aufklappbares Schlüsselkompartiment zum Aufbewahren des Schlüssels - ein seltener Singvogelautomat von hervorragender Qualität.
Jacques Bruguier (1801-1873) war mit der Tochter des berühmten Singvogeldosenmachers Charles Abraham Bruguier verheiratet. Er hatte eine Werkstatt in der Rue des Pâquis in Genf. Der Familienname läßt darauf schließen, dass eine Verwandtschaft der Familien bestand; Beweise gibt es hierfür jedoch nicht. Die Eltern von Jacques Bruguier waren der Uhrmacher Jean-Abraham Bruguier und seine Frau Rose Lamon und Jacques wurde im Juni 1801 in Genf geboren; Genf war damals französisches Staatsgebiet, da es kurz zuvor von der jungen Republik annektiert worden war. Jean-Abraham zog mit seiner Familie in die Region Ardèche in Frankreich, Jacques kam jedoch später nach Genf zurück. Er begann als Mechaniker für Charles-Abraham Bruguier zu arbeiten und lebte ab etwa 1852 bei ihm in Grand Pré; seine zukünftige Frau Jacqueline arbeitete ebenfalls für ihren Vater indem sie die Walzen für die Spieldosen mit den Stiften versah. Bei der Hochzeit 1853 war Jacques bereits über 50 und Jacqueline fast 40 - trotzdem bekam das Paar 2 Kinder, Jacques Alexandre und Abrahamine Charlotte Françoise. Jacques und Jacqueline Bruguier lebten am Place de la Madeleine 166 von 1853 bis 1861. Jacques Bruguier zog 1869 in die Rue du Cendrier 14 und verstarb am 7. Oktober 1873. Quelle: "Flights of Fancy", Sharon und Christian Bailly, Verlag Antiquorum 2001, S. 280