107. Auktion

19.11.2022

Lot 81

Thomas Tompion

Museale Doppelgehäuse-Spindeltaschenuhr mit Viertelstundenrepetition und Repoussé-Außengehäuse von dem berühmtesten englischen Uhrmacher seiner Zeit

Verkauft

schätzpreis
20.00040.000 €
Realisierter Preis
47.500 €
Merkmale
Gehäuse
Außengehäuse - 18 kt Gold, Repoussé-Dekor mit griechisch mythologischer Szene "Das Urteil des Paris", randseitige Vignetten mit Personifikationen, durchbrochen gearbeitete Lunette mit querovalen Medaillons und punzierten Attributen. Innengehäuse - 18 kt Gold, durchbrochen gearbeitet, Bodenglocke, Werkschutzkappe.
Zifferblatt
Gold, Champlevé.
Werk
Feines Vollplatinenwerk, Schlüsselaufzug, Kette/Schnecke, 2 Hämmer, dreiarmige Messingunruh.
Geh.-Nr.114
Maße56 mm
Circa1696
LandEngland
Gewicht179 g


In feinster Repoussé-Technik ist auf der Rückseite des Außengehäuses die berühmte Episode der griechischen Mythologie "Das Urteil des Paris" dargestellt: Der Jüngling Paris muss das Urteil fällen, welche von drei Göttinnen die schönste ist: Aphrodite, Athene oder Hera.
Für einen klaren Klang sorgen die durchbrochen gearbeitete Außenlunette und das Innengehäuse, welches mit Gravuren üppigen Rankwerks, Vögelköpfen und auf Wildschweinen reitenden Affen verziert ist. Das goldene Champlevé Zifferblatt zeigt konzentrische Kreise mit römischen Emailziffern und arabischen Minuten auf dem äußeren Ring und verfügt über gebläute "Poker & Beetle"-Zeiger. Im Zentrum befindet sich eine Kartusche mit der Signatur "London". Das von einer signierten und nummerierten Werkschutzkappe geschützte, feinst dekorierte Werk verfügt über eine Spindelhemmung und über eine Messingunruh mit kunstvoll floral graviertem Unruhkloben. Ein Paar polierter Stahlhämmer schlagen die Stunden und Viertelstunden auf eine Glocke.


Zweifellos muss Thomas Tompion (1637-1713) als der berühmteste englische Uhrmacher angesehen werden; im 18. Jhdt. war er allein verantwortlich für die Vormachtstellung der englischen Uhrmacherkunst. Er wurde 1671 Mitglied der Uhrmachergilde und bezog 1674 eine Werkstatt in der Water Lane, von wo aus er bis zu seinem Tod seine Geschäfte führte. Im selben Jahr lernte Tompion auch Robert Hooke kennen, da Hooke ihn um seine Unterstützung zum Nachweis bat, dass er, Hooke, die Unruhfeder vor Huygens erfunden hatte. Durch diese Angelegenheit erregte Tompion das Interesse von König Charles II. und sein Rang erhöhte sich schnell. 1676 stellte er die erste Uhr für die Sternwarte in Greenwich her und patentierte 1695 zusammen mit Booth und Houghton eine Hemmung mit einem horizontalen Hemmungsrad, also einen Vorläufer des Zylinders. Im Buckingham Palast finden sich noch heute zwei Äquationsuhren, die wahrscheinlich in den Jahren um 1690 an König William III. geliefert worden waren. Zwischen 1680 und 1685 begann Tompion damit, seine Uhren mit Produktionsnummern zu versehen - augenscheinlich war er der erste Uhrmacher, der dies tat. 1703 wurde Tompion zum Meister der Uhrmachergilde gewählt. Tompion's Nichte Margaret, Tochter seiner Schwester Margaret Kent, heiratete den Uhrmacher Edward Banger, mit dem Tompion von 1701 bis 1708 zusammen arbeitete. 1711 ging er eine Partnerschaft mit George Graham ein, die bis an sein Lebensende andauerte. Thomas Tompion starb 1713 und wurde in der Westminster Abbey bestattet.