108. Auktion

20.5.2023

Lot 413

Ferdinand Dencker

Sehr seltenes Hamburger Ankerchronometer

Verkauft

schätzpreis
1.0002.000 €
Realisierter Preis
1.600 €
Merkmale
Gehäuse
18 kt Gold.
Zifferblatt
Email.
Werk
Brückenwerk, Kolbenzahn-Ankerhemmung, Schrauben-Komp.-Unruh.
Geh.-Nr.5390
Maße50 mm
Circa1900
LandDeutschland
Gewicht94 g


Sowohl die Goldstempel im Gehäuse als auch die Ausführung des Werkes mit wolfsverzahnten Aufzugsrädern und Gesperren mit langer Gegendruckfeder, "Moustache"-Ausgleichsanker und Breguet-Spirale weisen auf den Bezug der Taschenuhr aus der Schweiz hin. Dencker arbeitete mit den Schweizer Firmen J.J. Badollet und C. H. Meylan aus Le Brassus zusammen, von denen er Uhrwerke und Gehäuse bezog.


Der deutsche Chronometermacher Ferdinand Dencker wurde 1837 in Lütjenburg, Schleswig-Holstein geboren.
Er ließ sich 1866 in Hamburg als Chronometermacher nieder und eröffnete dort eine Werkstatt zur Fertigung von Marinechronometer und Präzisionspendeluhren. Dencker arbeitet daran, den sogenannten sekundären Kompensationsfehler zu minimieren. Um 1870 bestand ein kurze Zusammenarbeit mit Chronometermacher Theodor Knoblich. Er arbeitete auch zusammen mit den Schweizern Jean Moïse Badollet und Charles Henri Meylan aus Le Brassus von denen er Uhrwerke und Gehäuse bezog. Zwischen 1903 und 1905 nahm er mit Marinechronometern erfolgreich an den Wettbewerbsprüfungen der Deutschen Seewarte in Hamburg teil und wurde mehrfach als Sachverständiger an die Seewarte berufen. Am 6. Oktober 1905 gründete er mit sechs Hamburger und Bremer Reedern die Hamburger Chronometerwerke GmbH mit Sitz in der "Neuen Gröninger Straße 22-24" in Hamburg. Er war zunächst Geschäftsführer und damit verantwortlicher Regleur der Hamburger Chronometerwerke GmbH.
Ziel war eine jährliche Produktion von 240 Chronometern und 500 Schiffsuhren, dazu engagierte er auch Walter Prell. Ende 1907 kommt es zwischen Dencker und den anderen Teilhabern der Hamburger Chronometerwerke GmbH zu Unstimmigkeiten. Daraufhin schied Dencker 1908 aus und William Maier übernahm dessen Stelle. Tatsache ist, das die angegebene Anzahl von 240 Chronometern im Jahr nie erreicht wurde. Vielleicht hat aber auch Dencker bei der Gründung der Gesellschaft bewusst hoch gepokert. Auf der Gewerbeausstellung in Berlin stellte Dencker verschiedene Marinechronometer aus, auch das Modell einer von ihm erfundenen Sekundär-Kompensationseinrichtung und seine Sekundenpendeluhren u. a. mit freier Hemmung und "im Vakuum gehend, ohne Räderwerk und ohne Öl". Dencker lieferte auch die Normaluhr für das königlich Geodätische Institut in Potsdam. Dencker konzentrierte sich seither wieder auf die eigene Fabrikation und leitete diese bis zu seinem Tod im Jahre 1917.