Lot 313

Anonymous

The Letter

Höchst außergewöhnliche, wunderschöne, mit Halbperlen besetzte Genfer Goldemail-Taschenuhr mit Regulatorzifferblatt, Zentralsekunde, Mondkalender, sphärischer Tag- und Nachtanzeige und sichtbarer Unruh

Das weiße, mit einer Lunette aus Halbperlen besetzte Emailzifferblatt mit Zentralsekunde ist im oberen Teil hochfein polychrom bemalt mit einer Szene zweier Fischer an einem alpinen See mit Bäumen und einem historischen Gebäude. Über der Szene, leicht neben die Mittelachse platziert, dreht sich eine Kugel für die Tag- und Nachtanzeige. Bei der 3 Uhr Position befindet sich eine Öffnung mit sichtbarer Unruh und schmucksteinbesetzten Armen. Das Stundenzifferblatt mit röm. Zahlen findet sich bei 6 Uhr und das Hilfszifferblatt für die Anzeige des Mondalters leicht nach oben versetzt bei 9 Uhr.
Die Rückseite des Gehäuses ist verglast und diente dazu, das über 200 Jahre alte Dekor perfekt zu schützen. Es zeigt ein ovales Emailmedaillon mit einer sehr feinen polychromen Miniaturmalerei auf transluzid kobaltblauem Email über guillochiertem Grund. Dargestellt ist eine Dame, die mit einem Schleier auf dem Kopf an einem Schreibtisch sitzt. Sie trägt Handschuhe und hält einen Brief, während ihr Blick in Richtung des Betrachters gewandt ist. Die Szene wird von einem ovalen Strahlenkranz aus Halbperlen und goldener Filigranarbeit eingefasst. Das Mittelteil ist verziert mit bunten Blüten aus Champlevé Email und paarweise angeordneten Halbperlen auf transluzid blauem Emailgrund.
Nach Aussage des jetzigen Besitzers handelt es sich hierbei ursprünglich um ein Taschenuhren-Paar mit spiegelverkehrter Szene, das für den chinesischen Markt produziert wurde. Ein Verbleib der zweiten Uhr ist nicht bekannt.
Provenienz:
Sotheby's Genf, 10. Mai 2009, lot 120

Kunstwerke dieser Art lassen den Betrachter den Einfallsreichtum und die Originalität bewundern, die die meisterhaften Fähigkeiten des Uhrmachers, des Goldschmieds und des Emailleurs vereinen. Die Werke entstanden in einer Zeit, in der die Schweiz eine herausragende Stellung in der Schaffung von bedeutendem Kunsthandwerk einnahm. Mit den wachsenden Handelsbeziehungen zu den chinesischen, osmanischen und russischen Märkten entstand Ende des 18. Jahrhunderts die Genfer Handwerkstradition der kunstvollen Taschenuhren- und Automatenherstellung. Diese Wunderwerke der Technik und der Handwerkskunst wurden zwischen 1780 und 1850 von den bedeutendsten Uhrmachern der damaligen Zeit in großer Vielfalt hergestellt. Heute ist eine handwerkliche Verarbeitung in dieser Qualität und Feinheit nicht mehr möglich.