109. Auktion
18.11.2023
Lot 321
Jean George Rémond & Compagnie zugeschr. / attr. toBelisarius
Qualitativ hochwertige, achteckige Goldemail-Schnupftabakdose "Belisar bittet um Almosen"
Verkauft
Auf den scharnierten Deckel ist eine achteckige Emailplakette mit hochfeiner Miniaturmalerei in leuchtenden Farben montiert. Sie stellt Flavius Belisarius (505-565) dar, den oströmischen General und Feldherrn des Kaisers Justinian I., als Bettler. Das Motiv basiert auf einem Gemälde von Jacques-Louis David aus dem Jahr 1781. Die Plakette wird von floral gravierten Goldbordüren umrahmt und hat eine breite schwarze sowie eine schmale blaue Zierleiste aus opakem Email. Die Seiten sind geometrisch, der Boden mit einem Palmettenmuster guillochiert und transluzid kobaltblau und opak schwarz emailliert. Eine Goldbordüre mit graviertem Palmettenfries umrahmt den Boden, die abgeschrägten Ecken sind mit Palmetten in goldenem, weißem und blauem Champlevédekor auf schwarzem Grund verziert.
Eine vergleichbare Goldemail-Dose befindet sich in der Khalili Collection, in der sich mehrere Werke von Jean George Rémonds befinden.
Obwohl die Emailmalerei keine Signatur aufweist, lässt sie sich relativ unzweifelhaft als ein Werk von Jean-Abraham Lissignol einstufen. Der sehr feine Pinselstrich, der mit nur einem Haar angefertigt wurde und in Kombination mit der pointillistischen Technik eingesetzt wird, charakterisiert die Arbeiten Lissignols. Diese sind oft auf den Dosen von Jean George Rémonds zu finden, der seine Schnupftabakdosen mit Miniaturmalereien von Jean-Louis Richter oder Jean-Abraham Lissignol verzierte.
Jean-George Rémond (1752-1830) war Juwelier, Goldschmied und Gründer der Firma "Jean-Georges Rémond & Company". Rémond wurde in Hanau geboren und entstammte einer hugenottischen Familie.
Jean-Georges Remond wurde in seiner Heimatstadt ausgebildet. Später vervollkommnete er seine Fähigkeiten in Paris, Berlin und London. Seine Werke waren sehr gefragt und schon bald gehörte Jean-Georges zu einer elitären Gruppe europäischer Künstler.
Im Alter von einunddreißig Jahren zog Jean-Georges Remond nach Genf und ließ sich am 18. Juni 1783 als "Juwelier aus Hanau" registrieren. Er gründete die Firma "Georges Rémond & Cie" und ließ seine erste Punze registrieren. In den darauffolgenden Jahren benutzte er verschiedene Punzen: "GRC" unter einer Krone mit Zweigen, "GRC" unter einer Krone, "IGR & C" und "IGRC". Er fertigte Schnupftabakdosen mit Uhrwerken von Jacquet-Droz, Leschot und Piguet & Meylan und verzierte sie mit Miniaturmalereien von Jean-Louis Richter und Jean-Abraham Lissignol. Durch die Pracht des Dekors und die überlegene Kunstfertigkeit erweckten seine Werke stets Bewunderung.
Über das persönliche Leben von Jean-Georges Rémond ist nur wenig bekannt: Er heiratete 1784 und hatte zwei Töchter. Die ältere der beiden war mit Jacques Charles Colin verheiratet, dem Partner Rémonds der Firma "Charles Colins Söhne" in Hanau, die auf die Herstellung von Schnupftabakdosen spezialisiert waren.
Im Jahr 1792 begannen die Partner von Jean-Georges Rémond - Joseph Guidon, David Gide, Laurent Guisseling und Jean-Noël Lamy - inoffiziell als "Guidon Remond Gide & Co" zu arbeiten. Sie kennzeichneten ihre Produkte mit der Punze "GRG". Das Unternehmen wurde am 1. Januar 1796 offiziell eingetragen. In den Jahren 1800-1801 fertigte die Firma "Rémond Gide & Co" Singvogeldosen für den chinesischen Markt.
Denis Blondet schloss sich mit Joseph Guidon und David Gide zusammen, und im Januar 1801 wurde ein neues Unternehmen gegründet: "Rémond Lamy & Co", man verwendete die Punze "RL & C". Schon bald wurde der Name des Unternehmens in "Jean Georges Rémond et Compagnie" geändert mit Sitz in Genf und Hanau. Die Gesellschafter sind nun Jean-Georges Rémond, Jean-Noël Lamy und Jean Boehm, Denis Blonde, Laurent Gusseting und Daniel Burton. 1811 wurde ein weiteres Unternehmen von Jean-Georges Rémond, Jean-Noël Lamy, Laurent Gisseling, Pierre Mercier und Daniel Burton unter dem Namen "Remond Lamy Mercier & Co" gegründet. Die Punze in Form einer horizontalen Raute wurde 1806 in Genf auf napoleonischen Erlass hin offiziell registriert und bis 1811 verwendet.
Die Eroberung Genfs durch die napoleonischen Truppen im Jahr 1798, das Bestreben der Behörden, das französische System zur Identifizierung von Gold- und Silbergegenständen einzuführen, und die komplizierte Handelssituation in Europa während der napoleonischen Kriege beeinflusste die Schmuckproduktion in Genf. Die Juweliere widersetzten sich den Neuerungen bis Dezember 1806, als ihr Widerstand durch das offizielle Dekret Napoleons gebrochen wurde. 1814 verließen viele französische Juweliere Genf und ein neues Identifikationsverfahren wurde eingeführt, das neue städtische Punzierungszeichen, der Buchstabe "G".
Die Firma Jean-Georges Rémonds war sehr erfolgreich und über viele Grenzen hinweg bekannt. Das Unternehmen verkaufte seine Ware in Deutschland, Russland, der Türkei, Indien und China. Heutzutage befinden sich viele Werke in bedeutenden staatlichen und privaten Sammlungen.