111. Auktion

16.11.2024

Lot 80

Matthias Petersen, Altona
Patent No. 79

Seltenes Altonaer Expeditionschronometer mit Petersen'schen Hemmung, auch "deutscher Chronometergang" genannt

Verkauft

schätzpreis
3.2006.000 €
Realisierter Preis
4.900 €
Merkmale
Gehäuse
Mahagonikasten, Messing intarsiert, aufgeschraubtes signiertes Beinschild, massiver Tragegriff, Messing-Kardanikgehäuse, abnehmbares Gehäuseoberteil, zweiteilig.
Zifferblatt
Versilbert, eingelegte radiale röm. Zahlen, 56h-Gangreserveanzeige, große Sekunde, Spade-Goldzeiger.
Werk
Messingwerk, Zierschliff, Kette/Schnecke, Wippenchronometerhemmung nach Grossmann, bimetallische Chronometerunruh mit 2 Gewichten und 4 Schrauben, gebläute, zylindrische, freischwingende Unruhspirale, chatonierter Diamantdeckstein auf Unruh, chatonierter Rubindeckstein auf Chronometerrad.
Geh.-Nr.79
Maße175 x 165 x 175 mm
Circa1890
LandDeutschland


Matthias Petersen ist 1888 als Chronometer- und Uhrmacher in Altona nachweisbar und leitete als Inhaber eine Filiale der Uhren- und Fourniturenhandlung F. Eichholz in Hamburg. Petersen konstruierte eine eigene Hemmung (Wippenhemmung mit Ruhezylinder), die er in seine Chronometer einbaute und für die er am 4. Juni 1875 das Patent mit der Nummer 2052 erhielt. Um diese Hemmung gab es einen Prioritätsstreit mit J.H. Martens; E.G. Storer von Fleurier in Neuchâtel behauptete, der Mechanismus sei nicht neu. M. Grossmann stellte bei Glashuette in Sachsen einen ersten Prototyp der Konstruktion her. Der Anteil der Wippenhemmungen in Wettbewerbschronometern lag bis 1905 bei etwa 20%. Die deutschen Firmen Bröcking, Ehrlich, Nieberg, Knoblich, A. Lange & Söhne und Chronometerwerke Hamburg produzierten zu Beginn des 20. Jahrhunderts wohl maximal 30 bis 50 Marinechronometer; andere Hersteller wie Kittel, Kutter, und Petersen selbst fertigten lediglich bis zu fünf Exemplare pro Jahr. Matthias Petersen, der auch Mitglied im BHI (British Horological Institute) war, war ein ausgezeichneter Uhrmacher, der in Hamburg mehrfach ausgezeichnet wurde, so z.B. im Jahr 1883 mit 1., 2., 5., 6. und 7. Plätzen. Die Testtemperaturen lagen von 5 bis 30 Grad Celsius.
Quellen: Jürgen Abeler, "Meister der Uhrmacherkunst, Wuppertal 1977, Seite 477; Tony Mercer, "Chronometer Makers of the World", Colchester 1991, p. 219; Manfred Lux "Die Chronometermacher in Deutschland im 19. Jahrhundert", Alte Uhren und moderne Zeitmessung, Dezember 1988; http://www.knirim.de.