111. Auktion

16.11.2024

Lot 67

F. L. Löbner
Tertienzähler

Konvolut von 3 1/100 Tertienzählern, hergestellt von F. L. Löbner, Berlin
Seltener 1/100 Tertienzähler

Verkauft

schätzpreis
9002.000 €
Realisierter Preis
5.400 €
Merkmale
Gehäuse
Messing, verglast, lackiert, signiert, Bodenaufzug.
Zifferblatt
Versilbert, 3-Kreis-Zifferblatt, Gangreserveanzeige.
Werk
Messing, Kette/Schnecke, Sonderform-Zylinderhemmung.
Geh.-Nr.1002
Maße92 mm
Circa1930
LandDeutschland


Der Tertienzähler ist eine Stoppuhr sehr hoher Präzision, die es ermöglicht Zeitmessungen im Bereich von 1/100 sec durchzuführen [01]. Die Konstruktion des Tertienzählers basiert auf Ideen von Moritz Grossmann, Ignatz Marenzeller und Franz Ludwig Löbner [02]. Löbner hat den Tertienzähler dann in Ausführung und Form perfektioniert und wurde zum wichtigsten Hersteller dieser Uhr, andere Hersteller waren Johannes Hammer in Leipzig und Strasser & Rohde in Glashütte. Der Uhrmacher R. Dreßler, der damals für die Firma Löbner arbeitete, schreibt in seinen Lebenserinnerungen [03]: "Der wichtigste Artikel, der damals vollständig in den Werkstätten von Löbner hergestellt wurde und in alle Welt hinausging, waren die Tertienzähler, die für viele Kriegsmarinen angefertigt wurden".
Der Tertienzähler ist immer in einer runden Dose untergebracht. Es gibt 2 runde Platinen, die durch 3 gedrehte Pfeiler verbunden werden. Alle Tertienuhren werden durch Schnecke und Kette angetrieben und haben eine Begrenzung des Aufzuges durch eine Malteserstellung. Die Hemmung aller Tertienzähler besitzt ein Hemmrad mit 25 Zähnen. Es handelt sich immer um eine ruhende Hemmung nach Art des Grahamganges. Es ist kein Anker dazwischen geschaltet. Die Amplitude der Unruhe ist dementsprechend immer sehr gering und beträgt nur einige Winkelgrade.
Tertienzähler links, Serien Nr. 84: Früher Tertienzähler (circa 1900) der Firma Löbner mit 1 Drücker, der manuell genau wie eine normale Stoppuhr zu bedienen ist.
Tertienzähler rechts, Serien Nr. 927: Tertienzähler der Firma Löbner (circa 1938), 1 Drücker, die original erhaltene Holzplatte zeigt, dass dieser Tertienzähler in eine elektromagnetische Auslöseeinheit nach Löbner Dr. Schulte eingebaut war.
Tertienzähler in der Mitte, Serien Nr. 1002: Einer der letzten Tertienzähler, die Löbner hergestellt hat, 2 Drücker, einer für Start/Stopp und der zweite Drücker für die Nullstellung der Zeiger. Der Prüfstempel 38 PTR 41 auf der Rückseite des Gehäuses belegt, dass der Tertienzähler 1941 von der PTR in Berlin geprüft wurde und ein Gangzeugnis erhielt. Der Einsatzbereich war mit großer Wahrscheinlichkeit militärisch.
Literatur:
[01] Schraven, T.: F.L. Löbner Tertienuhren aus Berlin, DGC 52 (2013), S. 161-194
[02] Reichenbach-Hoffmann, H.: Die Zeitmessung in der Heerestechnik, Die Uhrmacherkunst 30 (1929), S. 631-632; 48 (1929) S. 986-988.
[03] Dreßler, R.: Lebenserinnerungen eines alten Uhrmachers, DUZ 24 (1931), S. 349-350.
Der Text wurde uns freundlicherweise von Herrn Dr. Thomas Schraven, dem Spezialisten für Kurzzeitmessung zur Verfügung gestellt.