91. Auktion

16.5.2015

Lot 440

Konvolut aus zwei Prunkpendulen - Claude Galle, Rue Vivienne à Paris / Thomas, Horloger, Höhe 450 mm, circa 1810
Bedeutende, französische Empire Prunkpendule mit Halbstundenselbstschlag "Amor als Honigdieb"
Geh.: Bronze, vergoldet, Darstellung der Venus, seitlich lässig auf dem Uhrwerk sitzend, zu ihrer Rechten die Figur ihres Sohnes Amor nach einem Bienenstich in klagender Suche nach dem Trost seiner Mutter. Flankiert wird die Szene durch einen Bienenkorb links und ein Taubenpaar rechts. Rechteckiger, polierter, vergoldeter Bronzesockel auf vier Krallenfüßen. Zentrales, mattiertes Sockelrelief: Darstellung des kleinen Amor beim Versuch eine Rose abzubrechen. Das Relief wird flankiert von zwei applizierten Rosenstöcken. Ziffbl.: Email, verglast, radiale röm. Stunden, signiert, gebläute Breguet-Zeiger, hochfein guillochierte Lunette. Werk: rundes Messing-Vollplatinenwerk, 1 Hammer / 1 Glocke, 2 Federhäuser, Schlüsselaufzug, Schlossscheibe, Kurzpendel mit Fadenaufhängung.
Amor als Honigdieb
Die dargestellte Szene zeigt den kleinen, naschsüchtigen Amor nach einem seiner Diebeszüge nach Honig. Er wurde von einer Biene gestochen und sucht bei seiner Mutter Venus Schutz und Trost. Diese weist sein Klagen belehrend zurück, er habe nun erfahren, wie schmerzhaft seine Stiche, die er den Menschen durch seine Liebespfeile zufüge, sein können.
Das Thema des Honigdiebes findet man bereits während der Antike, in den Idyllen des griechischen Dichters Theokrit. Es wurde viele Jahrhunderte lang immer wieder in verschiedenen Bereichen der Kunst aufgegriffen.
Die Vorlage für das Sockelrelief bildet die Darstellung "Armat spina rosas, mella tegunt apes" ("Keine Rose ohne Dornen") aus dem "Amorum emblemata" von Otto Vaenius (1556-1629).
Claude Galle (1758-1815)
Galle war ein bekannter Bronzier während der Herrschaft Louis XVI. Sein Atelier befand sich in der Rue du Four, dann in der Rue Vivienne. Im frühen 19. Jahrhundert stattete er viele französische und italienische Paläste aus, darunter den Tuilerienpalast, Fontainebleau und den Grand und Petit Trianon in Versailles.
Quelle: C. Plante und R. Garnier, "Designs for Gilt Bronze Objects from the French Restoration 1814-1830", London, 2002, S. 25f.
Eine nahezu identische Uhr ist abgebildet und beschrieben in Elke Niehüser, "Die Französische Bronzeuhr", München 1997, S. 99f.

Hilaire Bassereau, Palais Royal, Paris, Höhe 460 mm, circa 1810
Feine, französische Empire Prunk-Pendule mit Halbstundenselbstschlag "Leda und der Schwan"
Geh.: Bronze, vergoldet, Darstellung der mythologischen Figur Leda, sitzend auf dem Uhrwerk, in ihren Schoß gedrückt Zeus in Gestalt eines Schwanes. Ovaler, vergoldeter und polierter Bronzesockel auf vier fingerhutförmigen Füßen, mit appliziertem Rankendekor, Sphingen und einer Löwenmaske im Zentrum. Die äußeren Seitenflächen mit Blitzbündeln und Adlerkorpussen. Ziffbl.: Email, radiale röm. Stunden, signiert, durchbrochen gearbeitete, gravierte, vergoldete Zeiger. Werk: rundes Messing-Vollplatinenwerk, 1 Hammer / 1 Glocke, 2 Federhäuser, Schlüsselaufzug, Schlossscheibe, Kurzpendel mit Fadenaufhängung.
Jean-Hilaire Bassereau (1743-1810)
Horloger de l'Empereur et Roy, berühmter Pariser Uhrmacher, Student von Lepine. Er starb 1810.
Bassereau war ein ungewöhnlich vielseitiger Uhrmacher, der eine große Zahl von Luxusartikeln wie Uhren mit Carillon oder Singvogel-Uhren schuf; andererseits stellte er jedoch auch Uhren her die zwar gut gemacht, von der Konstruktion her jedoch recht einfach waren. Einer seiner Präzisionszeitnehmer mit Wippenchronometerhemmung ist heute im Besitz des Britischen Museums. Bassereau hatte seine Werkstatt eine Zeitlang in der Rue Vivienne, wo sein Sohn sie später fortführte. Die Firma wurde schließlich nach Neuve des Petits Champs verlegt; hier übernahm nach Bassereaus Tod 1810 seine Witwe die Geschäfte. Die Firma war bis 1840 unter ihrem Namen registriert und wurde dann an Henri Dautreme verkauft. Dautreme blieb bis 1890 in Neuve des Petits Champs.
Quelle: "Watchmakers and Clockmakers of the World", G.H. Baillie Vol. I, Edinburgh/London, 1947, S. 18.
"Leda und der Schwan"
Leda ist in der griechischen Mythologie die Tochter des ätolischen Königs Thestios und der Eurythemis. Sie war die Gemahlin des spartanischen Königs Tyndareos.
Zeus verliebte sich in Leda. Er näherte sich ihr in der Gestalt eines Schwanes und schwängerte sie. Doch auch Ledas Mann Tyndareos schlief in dieser Nacht mit ihr. Leda gebar zwei Eier mit vier Kindern – von Zeus Helena und Polydeukes (lateinisch Pollux), von Tyndareos Klytaimnestra und Kastor, weswegen erstere unsterblich, letztere dagegen sterblich waren.
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Leda_%28Mythologie%29, Stand 28.01.2015.

Verkauft

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Realisierter Preis
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