91. Auktion

16.5.2015

Lot 565

Victor Pihl, St. Petersburg, Werk Nr. 62, Geh. Nr. 62, 59 mm, 187 g, circa 1870
Beobachtungs-Chronometer mit 24h Gangreserveanzeige
Geh.: Silber, glatt, Bodengravur: "B.T.O.N. 186/22103", Gehäusemacher-Punzzeichen "JO" (James Oliver, London). Ziffbl.: Email, radiale röm. Stunden, kleine Sekunde, gebläute Spade-Zeiger. Werk: Vollplatinenwerk, gekörnt, vergoldet, chatoniert, Schlüsselaufzug, Kette/Schnecke, Federchronometerhemmung nach Thomas Earnshaw, schwere bimetallische Chronometerunruh mit Gold- und Platinschrauben, freischwingende, gebläute, zylindrische Unruhspirale, chatonierter Diamantdeckstein auf Unruh.
Was die Signatur "B.T.O.N. 186- 22103" auf dem Rückdeckel betrifft, so kann nur vermutet werden, dass es sich um eine Observatoriums-Bezeichnung handelt, wie wir sie auch auf einem Taschenchronometer von A. Ericsson, St. Petersburg, No. 483 ,finden; dort ist – ebenfalls auf dem Rückdeckel – "B.T.O.N. 43/16780" eingraviert.
Die Gebrüder Pihl
Der Name Pihl steht für eine ganze Reihe von Uhrmachern, die – mit einer Ausnahme – aus Pojo in der finnischen Provinz Nyland kommend, als hervorragende Vertreter ihres Fachs in St. Petersburg arbeiteten.
Bernhard Wilhelm Pihl war in der russischen Hauptstadt zunächst Agent für die Firma E. Dent in London, seinen ehemaligen Arbeitgeber; bald übernahm er auch die Vertretung von Victor Kullberg. Eine Uhr von ihm mit der Nummer 20 befindet sich in der Eremitage. Er starb 1860. Alle seine Aufgaben wurden offenbar anschließend von seinem Bruder Gustav Victor Pihl übernommen, der 1846 ebenfalls in Pojo geboren wurde.
Sehr wahrscheinlich führte er bei seinen Uhren die Nummerierung seines Bruders fort. Bekannt sind die Nummern 63 (1870; Es handelt sich um die Kullberg Nummer 1884), 66 (1871; Kullberg No. 2118), 67 (1871; Kullberg No. 2139), 68 (1871; Kullberg No. 2231). In diese Aufstellung passt nun unsere "Pihl No. 62" vorzüglich, denn sie trägt vorne auf der Zifferblattplatine die eingepunzte Nummer "1896", das heißt, unter dieser Nummer wurde dieser Taschenchronometer von Victor Kullberg in London hergestellt ! Aus den zu dieser Nummernaufzählung gehörenden Jahreszahlen geht klar hervor, dass nicht (wie bei Mercer, "Chronometermakers", angegeben) Bernhard Wilhelm Pihl diese Uhren (darunter auch unsere Nummer 62) eingekauft und bearbeitet hat, sondern Gustav Victor Pihl, vermutlich zusammen mit einem weiteren Bruder, Anders Victor Pihl, geb. 1836 in Pojo.
Dass die Gebrüder Pihl die in England gekauften Uhren nicht einfach mit einem Aufschlag weiterverkauften, sondern sie – als Chronometermacher – in Technik und Gangverhalten optimierten, dürfen wir sicher annehmen.

Verkauft

schätzpreis
3.5004.500 €
Realisierter Preis
6.700 €