92. Auktion

14.11.2015

Lot 65

Janvier au Louvre, Paris, Nr. 321, 330 x 190 x 180 mm, circa 1801
Bedeutende Tischuhr mit Halbstunden- / Stundenselbstschlag, Kalender und Réaumur Thermometer, gefertigt in der Art seiner berühmten Audienz Tischuhren. Die Weiterschaltung des Kalenders wird um Mitternacht durch das Schlagwerk aktiviert.
Geh.: Mahagoni, rechteckiger Korpus, nach vorne auskragender Sockel auf vier gedrückten Kugelfüßen mit zwei vollplastisch gearbeiteten, vergoldeten liegenden Löwenbronzen, in deren Mitte sich eine rechteckige Öffnung über der runden Thermometeranzeige befindet; darüber das runde Stundenzifferblatt mit vergoldeter und punzierter Lunette; rechteckige Gesimsplatte; auf der Rückseite herausnehmbare Platte zum Verdecken des Uhrwerks. Ziffbl.: versilberter Ziffernring mit eingelegten radialen röm. Zahlen, matt-vergoldetes Zentrum mit gravierter Signatur "Janvier au Louvre, N. 321", weißes Emailzifferblatt bei "12" mit äußerer Datumsanzeige und innerer Wochentagsanzeige, gebläute Breguet-Zeiger. Thermometer Zifferblatt: matt vergoldete, rechteckige Platte mit zwei aufgelegten, versilberten, halbkreisförmigen Ziffernringen für doppelte Réaumur Skala von -10 bis +30; im Zentrum links Gravur "Composé par Janvier" und rechts "Glace - Tempéré - Chaud", gebläuter Zeiger. Werk: rundes Messing-Vollplatinenwerk, signiert, 2 Federhäuser, runde Pfeiler, Hakenhemmung, Kurzpendel mit Fadenaufhängung, Stahlpendelstab mit Messingpendellinse. Réaumur Thermometer: bimetallischer Stahl- und Messinganker auf einem Wippen-Stahlhebel, auf dem der Zeiger befestigt ist.
Abgebildet und beschrieben in: Michel Hayard: "Antide Janvier 1751-1835. Horloger des étoiles / Celestial clockmaker", L'image du Temps, 2011, S. 208f.
Antide Janvier wurde am 1. Juli 1751 in Briva geboren. Antide erlernte die Grundlagen des Uhrmacherberufes von seinem Vater Claude Étienne Janvier, der das Talent seines Sohnes erkannte und ihn frühzeitig förderte. Er wurde in Latein, Griechisch, Mathematik und Astronomie von einem örtlichen Abt unterrichtet. Bereits im Alter von fünfzehn Jahren konstruierte und fertigte er 1766 eine Armillarsphäre (Modell des Sonnensystems), die er der Akademie der Wissenschaften, Literatur und Kunst von Besançon vorstellte und die dort viel Bewunderung fand. Am 24. Mai 1768 wurde ihm dafür eine schriftliche Anerkennung von der Akademie der Wissenschaften überreicht.
Als Hersteller von komplizierten und schwierigen Uhren in allerhöchster Qualität, einschließlich vieler Pendulen, Globen, astronomischer Uhren, Sphären und Planetarien, erwarb sich Janvier schnell Anerkennung.
1783 fertigte er zwei Sphären für Ludwig XVI, daneben wurde er Uhrmacher des Bruders von Ludwig XVI dem späteren König Ludwig XVIII. Während der Französischen Revolution verbrachte er wegen dieser königlichen Verbindungen viel Zeit im Gefängnis und geriet danach in finanzielle Nöte, da viele seiner Arbeiten nicht bezahlt wurden. Von 1789 bis 1801 entwirft und fertigt Antide Janvier eines seiner großten Meisterwerke: Eine Uhr, die eine Armillarsphäre antreibt.
Janvier fertigte auch Uhren für Abraham-Louis Breguet, welche dieser unter seinem Namen verkaufte. Unter dem Konsulat 1802 eröffnete er eine Schule für Uhrmacherei. Antide Janvier wurde Hofuhrmacher des Königs Louis XVIII und gewann die Goldmedaille auf der Ausstellung 1823. Im Jahre 1825 wurde er nominiert oder benannt zum Ritter im Ehrenlegion. Antide Janvier verstarb in Paris im Krankenhaus "Hôspital Cochin" 23. September 1835 um 8 Uhr morgens im Alter von 84 Jahren vollkommen vergessen in völliger Armut. Auf seiner Todesakte stand: "Antide Janvier, staatenlos", "Todesursache: Alter". Heute ist klar was für ein ausserordentlicher Uhrmacher Antide Janvier war, Besançon und Saint-Claude ehren ihn mit Straßennamen. Die größte Sammlung seiner Meisterwerke welche für die Öffentlichkeit zugänglich ist, befinden sich heute im Musée Paul-Dupuy in Toulouse.

schätzpreis
50.00065.000 €
Realisierter Preis
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