92. Auktion

14.11.2015

Lot 422

Stephen Rimbault, London, Höhe 490 mm, circa 1770
Höchst attraktive George III. "Bracket Clock" mit Carillon Viertelstunden/Stundenselbstschlag, Musikspielwerk mit zwei Melodien und drei Automaten. Das Zifferblatt kann dem deutschen Hofmaler des britischen Königshauses Johann Zoffany (1733-1810) zugeschrieben werden
Geh.: Mahagonifurnier und vergoldete Bronzebeschläge: profilierte Bronzebasis auf vier Bracket-Füßen, die abgeschrägten Ecken mit Karyatiden und Blütenranken, facettverglaste Fronttür, Seiten und rückseitige Tür; gewalmter, profilierter Rokokogiebel mit applizierter zentraler Rocaille mit Lorbeer und Pinienzapfenbekrönungen an den vier Ecken, geschwungener Tragegriff. Ziffbl.: Messing, dezentraler Ziffernring mit eingelegten, radialen röm. Stunden, mattiertes Zentrum mit graviertem Signaturschild und Fenster für Datum bei "6", Hebel für die Melodienauswahl des Musikspielwerks bei "3", Hebel für Schlagwerksabstellung "N/S" ("Nicht Schlagen/Schlagen") bei "9", gebläute Stahlzeiger; vergoldete Bronzebeschläge mit Rocaillen- und Blütendekor in den Spandrillen. Kartuschenförmiges Zifferblattoberteil mit polychrom gefasstem Automaten, Darstellung einer zeitgenössisch gekleideten Gesellschaft bei einem Konzert im Freien: mit jedem Pendelausschlag bewegen ein Cellist und ein Bratschenspieler ihren Bogen und eine Mutter wiegt ihr Kind in den Armen. Werk: hochfein floral graviertes und signiertes rechteckiges Messing-Vollplatinenwerk, balusterförmige Werkspfeiler, 8-Tage-Werk, 3 x Stahlseil/Schnecke, 1 Hammer/1 Glocke für Stundenschlag, 8 Glocken/15 Hämmer für Viertelstundenschlag und für Musikspielwerk, das eine von zwei Melodien zu jeder vollen Stunde spielt, große, verstellbare Stiftenwalze, Kurzpendel.
Stephen Rimbault
Stephen Rimbault (tätig 1744-88) war ein berühmter Uhrmacher hugenottischer Abstammung; er war besonders bekannt für seine sogenannten 'twelve-tuned Dutchmen'-Uhren, die zwölf verschiedene Melodien spielten, während sich Figuren vor einem verzierten Hintergrund bewegten. Er arbeitete in der Great Andrew's Street in St Giles.
Johann Zoffany (1733-1810)
Die Miniaturmalerei auf dem Zifferblatt ist dem deutschen Maler Johann Zoffany zuzuschreiben und ist in ihrem Stil inspiriert von den Galanterien von Nicolas Lancret (1690-1743) oder Jean-Antoine Watteaus (1684-1721).
Johann Zoffany war einer der berühmtesten Persönlichkeiten der britischen Kunst des 18. Jahrhunderts, insbesondere als Portraitmaler der königlichen Familie.
Er wurde in Frankfurt/Main geboren, als Sohn eines aus Böhmen stammenden und bei den Fürsten von Thurn und Taxis in Frankfurt/Main tätigen Hofbaumeisters. Zoffany war Schüler von Francesco Solimena und studierte später in Italien. 1761 ging er mit 27 Jahren nach London. Dort wurde er der Schützling des berühmten Schauspielers David Garrick und malte überwiegend Theaterszenen. Garrick stellte Zoffany den damaligen König George III. vor, der ihm die Aufträge erteilte, seine Familie zu malen. Zoffany nahm die Form des Konversationsbildes auf und erlangte dadurch die Gunst des Königs, welcher ihn 1769 für die königliche Kunstakademie, die im gleichen Jahr eröffnet wurde, nominierte. In den 1770er Jahren, als der König einen Auftrag an ihn zurücknahm, weil er Bürgerliche in das Gemälde integrierte, zog er nach Italien. Er lebte den größten Teil in Florenz. 1783 zog er nach Kalkutta und hatte dort großen Erfolg. 1789 kehrte er als reicher Mann nach London zurück, schaffte es aber nicht an seinen Erfolg von damals anzuknüpfen.
Es ist bekannt, dass Zoffany nach seiner Ankunft in England für sechs Monate die Zifferblätter der Pendulen im Atelier von Stephen Rimbault bemalte, in einem von den Galanteries von Lancret oder Watteau inspirierten Stil (siehe Penelope Treadwell "Johan Zoffany", Hrsg. Paul Holberton, London, 2009).

Verkauft

schätzpreis
13.00020.000 €
Realisierter Preis
24.200 €