93. Auktion

14.5.2016

Lot 202

Vermutlich Blois, 59 x 27 mm, 49 g, circa 1640/1740
Bedeutendes, extrem seltenes, französisches Goldemail Uhrengehäuse, umfunktioniert zu einer Schnupftabakdose mit farbenprächtigen Darstellungen der Schule von Blois zuzuschreiben: "Hektors Abschied von seinem Sohn und Andromache"
Geh.: runde Form, hochfeine, polychrome Emailminiaturmalerei im Stile Robert Vauquers (1625-1670), reiche profilierte Goldmontierungen (wahrscheinlich englisch, circa 1740). Der Deckel, der Boden und die Deckelinnenseite mit bewegenden Szenen von Hektors Abschied von Andromache und ihrem gemeinsamen Sohn Astyanax; die Seiten und das Innere verziert mit herbstlichen Landschaftsmotiven mit Figurenstaffage.
Die Schule von Blois
Blois war zur damaligen Zeit nicht nur eine Hochburg der Emailmalerei, sondern auch ein Zentrum der Uhrmacherkunst. Der Ruf der Stadt begann während der Herrschaft von König Franz I. (1515-1547). Die bemalten Emailgehäuse der Schule von Blois hoben sich neben den Werken der Genfer Schule durch ihre einzigartige Schönheit hervor und wurden nicht nur zu ihrer Zeit hoch geschätzt, sondern auch in den folgenden Jahrhunderten als Meisterwerke der Kunst verehrt. Das vorliegende Gehäuse, vermutlich ein ehemaliges Uhrengehäuse, ist dafür ein perfektes Beispiel - es wurde Mitte des 18. Jhdts. als ein solch ausgezeichnetes Stück angesehen. Im Gegensatz zu anderen Gehäusen, welche durch später speziell dafür angefertigte Uhrwerke modernisiert wurden, wurde dieses auch neben seinen exzellenten Goldemailmontierungen als künstlerisch herausragende Schnupftabakdose weiter verwendet.
Ähnliche Werke sind abgebildet und beschrieben in: Catherine Cardinal, "Les montres et horloges de table du musée du Louvre", Sammlung Olivier, Band 1, Paris 1984 oder Charles Truman, "The Gilbert Collection of Gold Boxes", Los Angeles 1991, S. 286.

schätzpreis
26.50030.000 €
Realisierter Preis
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