94. Auktion

12.11.2016

Lot 514

Johann Philipp Treffler, Augusta, 640 mm, circa 1670
Bedeutende Augsburger Nachtlichtuhr
Hochrechteckiges Gehäuse aus poliertem Holz. Sockel mit verkröpftem, profiliertem Gesims. Vorspringendes Mittelteil flankiert von zwei gedrehten Säulen mit Basis und vergoldeten Kapitellen. Prächtiger gesprengter Giebel mit weit auskragendem Kranzgesims. Im Mittelteil des Gehäuses Tür mit polychromem Zifferblatt, darauf die Darstellung des weltkugeltragenden Herkules mit Löwenfell vor italienisch anmutender Landschaft. Im oberen Bereich ein segmentbogenartiger Ausschnitt, darüber ausgeschnittene röm. Ziffern I bis III. Im Ausschnitt polychrom gefasste Scheibe, mit Abbildung von Chronos, dem Gott der Zeit, mit Sense und Sanduhr sowie zwei kreisrunde Öffnungen für digitale wandernde Stunden. Feines signiertes rundes Darmseiten- / Schneckenuhrwerk mit gestuften Pfeilern. Spindelhemmung mit Pendel, signiert.
Johann Philipp Treffler kam um 1653/55 an den Hof des Großherzogs Ferdinand II. von Toscana nach Florenz. Er arbeitete dort mit Vincenzo Viviani, einem Schüler Galileis zusammen und spielte infolgedessen auch eine wichtige, jedoch noch nicht vollständig geklärte Rolle bei der Erfindung des Pendels. Angeblich soll er schon 1656 Pendeluhren gebaut haben. 1664 kehrte Treffler nach Augsburg zurück und heiratete. In der Folgezeit stand er mit dem Hofe in Florenz in ständigem Briefwechsel und lieferte Uhren und Meßinstrumente verschiedener Art dort hin. Besonderen Erfolg hatte Treffler mit seinen Nachtlichtuhren, die er nach dem Vorbild der Gebrüder Campani herstellte, u. zwar sowohl als Uhr zum Ablesen als auch als Projektions-Nachtlampenuhr.
J.P. Trefflers größter Anspruch auf Ruhm begründet sich durch die Annahme, dass er es war, welcher als erster Galileo Galileis kontroverse Uhr mit der Applikation eines Pendels versah und dass er der Uhrmacher war, welcher in Florenz als erster eine komplette Pendeluhr konstruierte, noch vor der Erfindung durch Ch. Huygens.
Aus "Johann Philipp Treffler Clockmaker of Augsburg", von Silvio Bedini, Leiter des Smithonian Instituts in Washington, Bulletin of the National Association of Watch and Clock collectors, 1957.

Verkauft

schätzpreis
10.00020.000 €
Realisierter Preis
10.000 €