95. Auktion

6.5.2017

Lot 236

Gilles de Beefe à Liège, Höhe 240 mm circa 1750
Museale, belgische Barock Tischuhr mit Halbstundenrepetition und Halbstunden-/Stundenselbstschlag und zwei Melodien spielendem, halbstündlich auslösenden Carillon
Geh.: Messing feuervergoldet, vierseitig verglast. Ziffbl.: Messing, feuervergoldet, signiert, aufgelegter Champlevé Silberziffernring, Silberbeschläge, Ausschnitt für Scheinpendel. Werk: rechteckiges Messing-Vollplatinenwerk in drei Ebenen, signiert, floral graviert, 3 x Kette/Schnecke, 2 Hämmer/2 Glocken, Spindelhemmung, Stahlringunruh. Musikspielwerk: Vor der halben Stunde und vor dem Stundenschlag halbstündlich auslösend, Stiftenwalze, 21 Hämmer / 6 Glocken.
Das hochrechteckige Gehäuse auf vier gedrückten Kugelfüßen mit profiliertem Sockel und Gesims ist auf auf allen Seiten aufwändig punziert und dekoriert mit Voluten und Akanthusranken. Der Sockel ist auf der Vorderseite mit einer Schublade versehen. Die verglasten Türen auf der Vorder- und Rückseite haben einen bogenförmigen, profilierten Giebel. Der profilierte Glockenaufsatz ist mehrfach geschwungen und seitlich durchbrochen gearbeitet, bekrönt von einem mit Akanthus verzierten Tragegriff. Das feuervergoldete Messingzifferblatt hat einen aufgelegten silbernen Champlevé Zifferring mit römischen Stunden und arabischen Minuten. Das vergoldete Zentrum ist aufwändig mit Vogeldekor graviert und hat eine halbkreisförmige Öffnung für das Scheinpendel, oberhalb befindet sich einer Regulierskal. Die Zwickel und der bogenförmige Ausschnitt mit silberner Ziffernring sind verziert mit aufgelegtem silbernen Rankendekor.
Das rechteckige Vollplatinenwerk ist vollflächig mit Rankwerk aufwändig und sehr fein graviert. Das Carillon hat 6 Glocken und 21 Hämmer und wird von der Vorderplatine über eine springende Auslösung zur vollen Stunde in Tätigkeit gesetzt. Es betätigt auf der Rückplatine eine justierbare Nockenscheibe, die über eine Kadratur nach beendetem Musikstück den Stundenschlag auslöst. Mit Hilfe der unten angebrachten gravierten Scheibe und eines kleinen Zeigers wird eine von zwei Melodien ausgewählt.
Gille de Beefe (1694-1763), Sprößling einer aus Befve-lez-Thimister stammenden Dynastie fähiger Uhrmacher, beherrschte sowohl das Uhrmacherhandwerk als auch die Mechanik. 1726 ließ er sich in Liège nieder. Im Jahr 1733 gab der König von Portugal bei ihm zwei Uhren mit Glockenspiel für den Palast von Mafra in Auftrag. Desweiteren fertigte er die Glocken der Kathedrale von Lissabon. Nachdem er den Glockenbau perfektioniert hatte und in sein Heimatland zurückkehrte, erhielt er am 28. September 1739 vom Prinzen, dem Bischof George Louis Berghes, das alleinige Vorrecht, Uhren mit Sekunden, Minuten und ohne Kronrad herzustellen und diese allein zu verkaufen sowohl in Liège als auch der Grafschaft von Looz. Dank seiner Erfindung verlieh ihm der Prinz im Jahr 1740 den Titel des "Uhrmachers seiner Hoheit des Prinzen". 1752 wurde er zum Uhrmacher der Kathedrale Saint-Lambert ernannt. Im Jahr 1754 schloß er eine Vereinbarung mit dem Domkapitel um eine neue Uhr mit Glockenspiel zu bauen. Sein Werk war so perfekt, dass er hierfür sogar eine Gratifikation erhielt.

Verkauft

schätzpreis
7.00020.000 €
Realisierter Preis
55.800 €