96. Auktion

18.11.2017

Lot 94

Schweiz, Geh. Nr. 8323, 56 mm, 120 g, circa 1810
Bedeutende, mit Halbperlen besetzte Goldemail Taschenuhr mit vier Automaten in vierfarbigem Gold "Die Küferei"
Geh.: 18Kt Gold, die Rückseite guillochiert und transluzid kobaltblau und schwarz emailliert, die Lunetten auf der Vorder- und Rückseite mit Halbperlen besetzt. Ziffbl.: vierfarbig goldene Automatenszene vor polychrom emaillierter Landschaft, dezentrales Email Stundenzifferblatt. Werk: Brückenwerk, Schlüsselaufzug, feuervergoldet, graviert, 2 floral gravierte Federhäuser, Zylinderhemmung, dreiarmige Messingunruh.
Die Automatenszene in vierfarbigem Gold beschreibt eine Küferei mit folgenden Bewegungsabläufen:
1. links ein Küfer beim Hämmern
2. im Vordergrund ein zweiter Küfer beim Hobeln
3. daneben Fass beim Toasting
4. rechts im Hintergrund fließendes Brunnenwasser.
Der Vordergrund zeigt eine punzierte Szene mit Küfereiwerkzeugen und einem schlafenden Hund. Der emaillierte Hintergrund ist polychrom bemalt und gibt eine alpine Flussandschaft mit Dorf und einem Fischer in seinem Boot wieder.
Die Kunst der Automatenherstellung in Genf
Um 1780 entfaltete sich in Genf eines der faszinierendsten Kapitel in der Geschichte der Uhrmacherei: man begann, mit ungeheurer Kunstfertigkeit Automaten herzustellen - Maschinen, die die Bewegungen von lebenden Geschöpfen nachahmen sollten. Die Palette reichte hierbei von den einfachsten Momenten, in denen z.B. eine Gestalt mit ihrem Arm auf die Zeit deutete, bis zu komplexen originalgetreuen Darstellungen wie ländlichen Szenen, Theaterstücken oder Konzerten. Die Automaten wurden schnell für eine Vielzahl von Konstruktionen aller Art eingesetzt - sie "belebten" Parfümflaschen, Amphoren, Spiegel und Schnupftabakdosen. Der Nutzen dieser exquisiten Stücke als Uhr war oft nur nebensächlich. Da "Leben" auch immer Geräusch mit sich bringt, wurden die Automaten zusätzlich noch mit Musikspielwerken versehen. Die anerkannten Meister dieser extravaganten Symbiose von Schmuckuhren und Automaten waren unter anderem Pierre Morand, Henry Capt, Isaac Daniel Piguet und Philippe Samuel Meylan sowie die Genfer Werkstatt von Jaquet-Droz mit seinen Kollegen und Nachfolgern Jean-Frédéric Leschot und Jacob Frisard. Alle waren sie geniale Hersteller von Uhren mit Musikspielwerken, die zuerst mit Glocken spielten und später die Melodien dadurch hervorbrachten, dass ein Tonkamm durch einen Zylinder oder eine Stiftenwalze zum Schwingen gebracht wurde. Diese Uhren waren hauptsächlich in den östlichen Märkten sehr beliebt und erhielten so während der Zeit des Handels mit der Türkei und China eine ausgefallene, exotische Note, die den besonderen Charme dieser Stücke ausmachte und die es uns heute leicht macht sie zu erkennen. Die Familie Rochat und die Werkstatt Bruguier hielten diese Tradition bis circa 1850 aufrecht.
Quelle: La Tribune des Arts présente en exclusivité le Patek Philippe Museum / www.patekmuseum.com

schätzpreis
75.000100.000 €
Realisierter Preis
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