97. Auktion

12.5.2018

Lot 234

Julien Le Roy à Paris, Werk Nr. 1771, 48 mm, 135 g, circa 1740
Museale Goldemail-Spindeltaschenuhr mit Viertelrepetition und Le Roys Erfindung "à batte levée". Es handelt sich hierbei um eine neue, raumgewinnende Anordnung des Repetitionsmechanismus. Das vorliegende Exemplar ist eines seiner ersten Werke, das er mit dieser Erfindung ausstattete.
Geh.: 18Kt Gold, Email, Bodenglocke. Ziffbl.: Email, Zifferblattrahmen signiert und datiert: "Jul. Le Roy in 1740". Werk: Vollplatinenwerk, Kette/Schnecke, 2 Hämmer, 1 Glocke, dreiarmige Stahlunruh.
1740 entwickelte Julien Le Roy für Uhren mit Repetition ein neues Arrangement zur Vergrößerung des Ringrahmens. Die Gehäuseschale wurde entfernt und das Zifferblatt gleichzeitig mit einer Innenschale ausgestattet, in die der Repetitionsmechanismus eingepasst wurde. Diese Anordnung reduziert die Größe der Uhr und führt zu eleganteren Produkten. Seine Erfindung wurde bald von anderen Uhrmachern übernommen.
Äußerst hochwertig und aufwändig verziert ist auch das Gehäuse mit naturalistisch gravierten, goldenen Blüten- und Blattranken auf einem transluzid grün emaillierten und guillochierten Grund. Durchbrochen gearbeitete Volutenkartuschen am Rand dienen als Schallöffnungen und zwei mit Diamanten besetzte Drücker zum Öffnen des Gehäuses.
Die führende Rolle der französischen Uhrenfertigung des 18. Jahrhunderts wurde entscheidend durch den herausragenden Uhrmacher Julien Le Roy (1686 -1759) geprägt. Er wurde 1686 in Tours geboren und von seinem Vater Pierre Le Roy zum Uhrmacher ausgebildet. 1699 ging Julien Le Roy nach Paris und absolvierte seine Lehrzeit bei Le Bon. 1713 avancierte er zum Meister, präsentierte 1717 in der Académie Royale des Sciences eine Äquationsuhr und wurde 1739 königlicher Hofuhrmacher mit eignenen Räumen im Louvre. Er entwickelte den verstellbaren Kloben für das Hemmrad bei Spindeluhren ("potence"), den Repetitionsschlag der Taschenuhren auf Federn statt Glocken oder die "Alles-oder-nichts-Sicherung" bei Repetitionsschlagwerken. Seine Erfindungen und Verbesserungen waren von so weitreichender Bedeutung, dass viele Uhrmacher sie sofort in ihre Uhren übernahmen. Julien Le Roy war Direktor der "Société des Arts" und lieferte zusammen mit seinem Sohn die Beiträge über Uhren für die Encyclopédie von Diderot und d'Alembert.
Julien Le Roys Werke befinden sich in den größten Museen weltweit, darunter im Musées du Louvre, Cognacq-Jay, Jacquemart-André und das Petit Palais in Paris. Weitere Uhren finden sich im Château de Versailles, im Victoria and Albert Museum und in der Guildhall in London, in Waddesdon Manor, Buckinghamshire, im Musée d’Horlogerie in La Chaux-de-Fonds, im Museum der Zeitmessung Beyer in Zürich, im Rijksmuseum in Amsterdam, im Musées Royaux d’Art et d’Histoire in Brüssel, im Museum für Kunsthandwerk, Dresden, im National Museum in Stockholm, im Musea Nacional de Arte Antigua, Lissabon, im J. P. Getty Museum in Kalifornien, in der Walters Art Gallery in Baltimore und im Detroit Institute of Art.

schätzpreis
11.00015.000 €
Realisierter Preis
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