97. Auktion

12.5.2018

Lot 243

Blondel & Melly à Genève / Le Roy, Geh. Nr. 13675, 54 mm, 88 g, circa 1820
Bedeutende Genfer Goldemail-Taschenuhr mit sehr frühem Kronenaufzug, dekorativem, vierfarbigem Golddekor "à quatre couleurs" mit korrespondierender Goldemailkette und passendem Schlüssel für die Zeigerstellung. Gefertigt für den osmanischen Markt.
Geh.: 18Kt Gold, polychromes Email, Gehäusemacher-Punzzeichen "FM". Ziffbl.: Email. Werk: "Lepine" Kaliber, Zylinderhemmung, dreiarmige Messingunruh.
Das aufwändig verzierte Gehäuse mit Bogenkanten ist von außergewöhnlicher Qualität und Größe. Die Rückseite ist in 12 Segmente unterteilt, wobei sich emaillierte, polychrom mit Blüten bemalte Felder und punzierte Felder aus vierfarbigem Gold abwechseln. Das punzierte Dekor zeigt mit Blüten verzierte Musikinstrumente und religiöse Symbole und Gegenstände. Das Dekor ist auf der Vorderseite in gleicher Art ausgeführt. Eine ähnliche Uhr mit türkischer Signatur Le Roys war Bestandteil der berühmten Lord Sandberg Sammlung und ist beschrieben und abgebildet in: Terence Camerer-Cuss "The Sandberg Watch Collection". Eine weitere Uhr von Blondel & Melly mit Gehäusedekor gleicher Art jedoch mit Perlenbesatz wurde 2011 bei Christies für über 55.000 Schweizer Franken versteigert.
Die Leidenschaft der Sultane des Osmanischen Reiches für reich verzierte Uhren begann bereits im 16. Jahrhundert, doch erst im 18. Jahrhundert begann das Interesse der Oberschicht an europäischen Uhren und ihren Uhrmachern. So begannen Schweizer, französische und englische Uhrmacher den osmanischen Markt zu erobern und eröffneten Niederlassungen in Konstantinopel. Passend zum lokalen Geschmack wurden die Uhren mit osmanischen Zifferblättern und aufwändig verzierten Gehäusen versehen. Die Korrespondenz zwischen den europäischen Uhrmachern und dem Handel umfasste umfangreiche Listen von Uhren, die an das Osmanische Reich geliefert wurden. Zu diesen berühmten Uhrmachern gehören Blondel & Melly, George Prior, Edward Prior, Markwick Markham und Breguet.
Le Roy oder Leroy, dessen Signatur bei der vorliegenden Uhr auf dem Zifferblatt zu finden ist, war ein angesehener Uhrmacher aus Paris, der um 1810 nach Konstantinopel ging, um Abraham-Louis Breguets Repäsentant im Osmanischen Reich zu werden. Er importierte auch Uhren von Schweizer Herstellern, die an die bedeutendsten Würdenträger der damaligen Zeit verkauft wurden.
Die Schweizer Uhrenfabrikation Blondel & Melly war im frühen 19. Jahrhundert in Genf ansässig. Eine goldene Email-Kleinuhr befindet sich in der Sammlung des Metropolitan Museum of Art. Eine Damentaschenuhr wird im Mathematisch-Physikalischen Salon in Dresden ausgestellt.
Quelle: https://watch-wiki.org/index.php?title=Blondel_%26_Melly, Stand 29.03.2018.

schätzpreis
20.00030.000 €
Realisierter Preis
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