102. Auktion

29.6.2020

Lot 408

Charost à Paris / Balthazar Lieutaud, Gesamthöhe 990 mm, circa 1750
Prunkvolle Louis XV Kartelluhr mit Konsole, so genannte "Cartel Sur Console" mit Halbstunden-/Stundenselbstschlag
Geh.: Eiche, vollflächig mit grünem Horn furniert, feuervergoldete Bonzebeschläge feinst ausgeführter Rocaillen und Voluten, dreiseitig verglast, abnehmbares Oberteil zum Verdecken der Glocke. Ziffbl.: Bronze, feuervergoldet, Emailkartuschen mit radialen röm. Stunden und zusätzliche Emailkartuschen mit arab. Minuten, fein geschnittene Eisenzeiger. Werk: quadratisches Messing-Vollplatinenwerk, signiert, 2 Federhäuser, 1 Hammer / 1 Glocke, Spindelhemmung, Kurzpendel mit Fadenaufhängung.
Auf der Konsole befindet sich die Ritzsignatur B. Lieutaud. Balthazar Lieutaud (1720-1780) stammte aus einer berühmten Familie von Kunsttischlern und war der Cousin des gleichnamigen Uhrmachers. Dies könnte erklären, dass er sich auf die Herstellung herausragender Gehäuse für bedeutende Uhren spezialisierte und mit den wichtigsten "Bronziers" seiner Zeit, wie Philippe Caffiéri, Charles Grimpelle und Edme Roy zusammenarbeitete. Lieutaud erhielt 1749 seine Meisterwürde. Seine Gehäuse beherbergen Uhrwerke großer Uhrmacher wie Charles Le Roy, Ferdinand Berthoud, Robert Robin, Julien Le Roy, Lepaute, Lory und Bourdier. Lieutauds frühe Arbeiten waren in den kurvenreichen Formen des Rokoko gefertigt, passten sich aber ab etwa 1765 dem damals modernen Stil des Neoklassizismus an. Ab 1750 arbeitete Lieutaud in der Rue de la Pelleterie im Uhrmacherviertel auf der Île de la Cité; 1772 zog er in die nahegelegene Rue d'Enfer um. Seine Frau Nicole Godard (1721-1800) führte die Werkstatt nach seinem Tod weiter, bis Mitte der 1780er Jahre. Danach verkaufte sie die Anteilsmehrheit an Ferdinand Berthoud. Thieme-Becker führen in ihrem Lexikon der bildenden Künste an, dass Lieutaud "ausgesprochen teure Gehäuse für Standuhren herstellte, die mit schönen Bronzeskulpturen von Caffiéri verziert waren".
Brian Loomes verzeichnet in seinem Standardwerk "Watchmakers and Clockmakers of the World" drei Pariser Uhrmacher mit dem Namen Charost: Jean, der 1737 seine Meisterwürde erlangte, Philippe Jacques Charost, der 1748 zum Meister ernannt wurde und Jean Francois, Mâitre 1765-1789.
Eine weitere Uhr mit der Signatur "Charost à Paris", befindet sich im Schloss Sanssouci in Potsdam und wird Jean Charost zugeschrieben.

Verkauft

schätzpreis
8.50015.000 €
Realisierter Preis
9.400 €