104. Auktion

22.5.2021

Lot 455

Antoine Salmon zugeschrieben/attributed to

Extrem seltene Singvogeldose mit Automat, Uhrwerk, Wecker und Musikspielwerk in ihrer originalen, mit rotem Samt ausgeschlagenen Schatulle

Verkauft

schätzpreis
6.00010.000 €
Realisierter Preis
12.400 €
Merkmale
Gehäuse
Messing, vergoldet, polychrome Emailplakette, Drücker für Start/Stopp Funktion und manueller Singvogelauslösung, vier kreiselförmige Füße.
Zifferblatt
Versilbert, arab. Zahlen, gebläute Stunden- und Minutenzeiger, vergoldeter Weckerzeiger.
Werk
Automatenwerk: Rechteckformwerk, Vollplatine, Federhaus, rechteckiger Blasebalg. Musikspielwerk: Stiftenwalze, Sektionalkamm mit ca. 60 Tonzungen, zweiarmige Fliehkraftbremse. Uhrwerk: Formwerk.
Geh.-Nr.832
Maße100 x 64 x 60 mm
Circa1930
LandSchweiz
Gewicht687 g


Das vergoldete Messinggehäuse hat eine außergewöhnliche Rechteckform mit einem Reliefband aus vergnüglichen Putti, die mit Blumenranken und Kränzen posieren. Das mit gravierten und ziselierten Blütenbändern verzierte Oberteil ist eingefasst von einem Rahmen aus Eierstab. Im Zentrum befindet sich ein emaillierter Sprungdeckel mit Miniaturmalerei des 1866 entstandenen liegenden Aktes "Frau mit Papagei" von Gustave Courbet (1819-1877). Wenn das Werk aufgezogen ist, öffnet sich der Sprungdeckel und ein zwitschernder Vogel mit rotierendem Körper erhebt sich von einem vergoldeten, durchbrochen gearbeiteten Gitter empor. Der Vogel hat ein bunt schillerndes, perfekt akzentuiertes Gefieder: leuchtend rot, azurblau, smaragdgrün und dunkel geflecktem Braun. Auf der Vorderseite befindet sich das ovale Uhrwerk mit versilbertem Zifferblatt, gestreckten arabischen Ziffern und gebläuten Zeigern, sowie einem vergoldeten Weckerzeiger. Alle Funktionen werden von der Unterseite aus eingestellt und mit eingebauten Schlüsselaufzügen separat aufgezogen. Auf der rechten Seite befinden sich zwei Drücker zum Starten und Stoppen des Singvogels.
Zwei weitere Antoine Salmon zugeschriebene Singvogeldosen mit ähnlicher Ausstattung und demselben Reliefdekor sind beschrieben und abgebildet in: "Flights of Fancy - Mechanical Singing Birds" von Sharon und Christian Bailly, S. 369 und 370.
Antoine Salmon (circa 1876-1951) war ursprünglich Franzose, hatte sich aber schon früh in Genf niedergelassen. Er wohnte in der Rue des Buis, mitten im Uhrmacherviertel Pâquis. Er litt sehr unter der Wirtschaftskrise von 1930-1936, die durch die Ereignisse von 1938/39 noch verschärft wurde und ihm alle Hoffnung auf eine Besserung des Geschäfts zunichte gemacht hatte. Im Jahr 1942 gab er zu: "Ein sehr kleiner Auftrag aus Amerika hält mich in diesen Tagen auf Trab, aber danach wird zweifellos wieder Ruhe in meiner Voliere herrschen".
Leider hat Salmon nur sehr wenige seiner Stücke signiert.
Quelle: "Flights of Fancy - Mechanical Singing Birds" von Sharon und Christian Bailly, S. 370.