105. Auktion

13.11.2021

Lot 68

Deutsche Uhrmacherschule Glashütte
Emil Reichard

Extrem seltene Taschenuhr mit 24h-Anzeige in 1A Qualität gefertigt, eine von zwei jemals an der Glashütter Uhrmacherschule gefertigten Uhren mit 24h-Anzeige

Verkauft

schätzpreis
25.00030.000 €
Realisierter Preis
16.000 €
Merkmale
Gehäuse
Silber.
Zifferblatt
Email.
Werk
3/4-Platinenwerk, Goldschrauben-Komp.-Unruh.
Geh.-Nr.3492
Maße55 mm
Circa1929
LandDeutschland
Gewicht128 g


Sensationelles Set aus dem Nachlass des Uhrmachers Emil Reichard, der von 1926 bis 1929 die Deutsche Uhrmacherschule in Glashütte besuchte.
Die vielen überlieferten Dokumente veranschaulichen den Werdegang des späteren Uhrmachermeisters Emil Reichard, der am 9. August 1908 in Bremerhaven geboren wurde. Beginnend mit dem Abgangszeugnis des Realgymnasiums in Geestemünde aus dem Jahr 1925 finden sich Dokumente, die die kaufmännische Lehre in Bremerhaven bis 1926 und die Arbeit in der Uhrmacherwerkstatt seines Vaters Karl Reichard in Wesermünde 1930 belegen, als auch die Tätigkeit bei den Städtischen Werken Bremerhaven bis hin zum Kriegsdienst 1939 in Swinemünde.
Den auch hier vorliegenden Meisterbrief erlangte er 1932 in Bremen.
Höhepunkt dieser Lehrjahre war sicherlich die Zeit, die er an der Deutschen Uhrmacherschule in Glashütte verbrachte. Sein großes Talent zeigte sich von Beginn an, so dass ihm 1928 die Schulgeldfreistelle der Georg-Jacob-Jubiläums-Stiftung verliehen wurde - eine große Auszeichnung, "da sie nur gut befähigten Schülern oder Angehörigen des Faches verliehen wird, die zu der Hoffnung berechtigen daß sie einst wertvolle Kräfte für das Uhrmachergewerbe werden". Auf dem originalen Abschlusszeugnis mit sehr guten Noten sehen wir dann u.a. die Unterschriften der großen Glashütter Lehrer Helwig, Giebel und Rommershausen. Zu den praktischen Arbeiten wird ausgeführt: "Außer den üblichen Kursarbeiten hat er aus den Rohteilen selbst gefertigt: 1 Ankergangmodell No. 3439, [...], 1 Glashütte Ankeruhr No. 3492 [...], 1 Tischchronometer No. 3605 Grösse 53 mm mit Zwei-Federhaus-Antrieb & Federgang."
Diese Meisterstücke sind nicht nur im vorgestellten Kontext von Bedeutung; sie sind auch unabhängig davon als absolute Raritäten anzusehen: Eine auf Sternzeit regulierte Savonnette mit 24 Stunden Zifferblatt, in 1A Qualität gefertigt, im Silbergehäuse von Karl Richter, und ein kleines Schiffschronometer mit zwei Federhäusern und Federchronometerhemmung, dazu das große Ankergangmodell.
Eine derart umfangreiche Sammlung bis hin zu den "Bierzipfeln" der Schülervereinigung Saxonia (Beiname Neptun) dürfte selbst für die im Allgemeinen gut dokumentierten Glashütter Verhältnisse einzigartig sein; zusammen mit Gangmodell, Taschenuhr und Chronometer bilden sie für Liebhaber der Glashütter Uhrenindustrie ein Sammlerstück ersten Ranges.