104. Auktion

22.5.2021

Lot 460

Breguet & Fils
Répétition Cuvette Forme Turque

Hochfeine, bedeutende Goldemail Taschenuhr mit Viertelstundenrepetition für den osmanischen Markt. Produziert zu Lebzeiten Abraham-Louis Breguets! Verkauft für 2.400 Francs, am 15. Juli 1813 an Leroy, den Agenten Breguets in Konstantinopel - mit originalem Ratschenschlüssel und Breguet Stammbuchauszug Nr. 4671

Verkauft

schätzpreis
30.00050.000 €
Realisierter Preis
66.800 €
Merkmale
Gehäuse
22Kt Gold, Gehäusemacherpunze "Gros" und Nr. 383, polychromes Email, signierter Staubdeckel, dreh- und ziehbarer Drücker für Repetition im Pendant.
Zifferblatt
Weißes Email, stilisierte vergoldete Kompassrose im Zentrum, Geheimsignatur "Breguet 2492" unterhalb der 12 Uhr Position, osmanische Zahlen.
Werk
Brückenwerk, 20 Lignes, Schlüsselaufzug, 2 Hämmer / 2 Tonfedern, fliegendes Federhaus, Rubin-Zylinderhemmung, dreiarmige Goldringunruh, Stoßsicherung-"Parachute".
Geh.-Nr.2492
Maße52 mm
Circa1813
LandFranzösisch
Gewicht116 g


Die Gehäuserückseite besticht durch das für den osmanischen Markt dekorierte Gehäuse mit transluzid rotem Email über guillochiertem Grund mit goldener Paillonblüte und Blütenblättern aus weißem Email im Zentrum, eingefasst von einem geometrisch gemusterten Rand aus weißem Email und Gold. Die ebenfalls transluzid rot emaillierten Lunetten auf der Vorder- und Rückseite haben eine goldene Paillonbordüre aus einer stilisierten Blütenranke.
Ab 1811 unternahm A.-L. Breguet große Anstrengungen, sich auf dem osmanischen Markt zu etablieren; er kämpfte zu dieser Zeit mit großen Schwierigkeiten. Nachdem er bereits seine britischen und spanischen Kunden verloren hatte, sah er sich nun auch mit dem Verlust seines russischen Klientels konfrontiert. Die drei wichtigsten internationalen Absatzgebiete des Unternehmens existierten plötzlich nicht mehr. Die Türkei stand als einzige der Großmächte noch auf Frankreichs Seite und schien sich als vielversprechender Ersatz für die verloren gegangenen Märkte anzubieten. Das Konzept schien durchdacht, insbesondere im Hinblick auf zwei Faktoren, die A.-L. Breguet für sich ausnutzen konnte: er besaß hervorragende Kenntnisse über Land und Leute und die Wahl von Leroy als sein Vertreter in Instanbul war äußerst vielversprechend. Breguets Informationen über die Türkei beruhten hauptsächlich auf seiner 15-jährigen Freundschaft mit dem osmanischen Botschafter Esseid Ali Effendi, der sich seit 1797 in Paris aufhielt. Nach seiner Rückkehr in die Türkei bestellte er zehn Repetieruhren sowie weitere, einfachere Uhren. Ali Effendi versah Breguet mit ausführlichen Informationen darüber, wie die Uhren auszusehen hatten, wenn sie sich in der Türkei gut verkaufen sollten. Zifferblätter sollten in weißem Email mit türkischen Ziffern gestaltet sein, während Gehäuse und Übergehäuse emailliert - eventuell in rot - und aufwändig verziert sein sollten. Solche Stücke wurden entweder verkauft oder an hohe Würdenträger des osmanischen Reichs verschenkt.
1813 wählte Napoleon eine mit Edelsteinen besetzte "Sympathique"-Uhr im Wert von 35.000 Francs, als Geschenk zur Amtseinführung von Sultan Mahmud II. Diese Uhr war eines der teuersten Objekte, die A.-L. Breguet je hergestellt hat. Der Sultan war so begeistert, dass er Breguets Vertreter Leroy mit der Wartung aller Zeitmesser in seinem Palast beauftragte. Heute besitzt das Museum des Topkapi-Palastes in Istanbul mehrere der schönsten Kreationen von Breguet, die speziell für die Türkei angefertigt wurden, darunter eben auch die prächtige Uhr "Sympathique". Diese Meisterwerke unterstreichen eindrucksvoll die gelungene Symbiose der von Breguet eingeführten avantgardistischen Uhrentechnik mit den stimmungsvollen, prächtig dekorativen Stilelementen des Osmanischen Reiches.
Quelle: Montres Breguet S.A./Musée du Louvre Breguet, an apogee of European watchmaking, Paris 2009, S. 130-134.