91. Auktion

16.5.2015

Lot 654

B. Haas Jeune & Co. Genève/Paris, 55 mm, 150 g, circa 1885
Komplizierte, nahezu neuwertige Doppel-Savonnette mit Deckelaufzug, ewigem Kalender und Mondphase - mit goldener Uhrenkette und Originalschatulle
Geh.: 18Kt Rotgold, gestuft, guillochiert, à goutte, Vorderseite mit gravierter Krone und arab. Signatur: "Muhsin", Rückseite mit arab. Signatur im Lorbeerkranz: "Mustafa", beidseitig verglast. Ziffbl.: Vorderseite: Email, radiale röm. Stunden, kleine Sekunde, Öffnung für Mondphase mit kobaltblau emaillierter Mondphasenscheibe mit eingelegten goldenen Sternen und Mond, äußere Mondalterindikation, Fenster für Jahreszahl und Fenster für Monat in französischer Sprache, Spade-Goldzeiger. Rückseite: äußerer Emailziffernring mit Wochentag- und Datumsanzeige, filigrane Goldzeiger. Werk: Brückenwerk, vernickelt, "fausses côtes" Dekoration, wolfsverzahntes Aufzugsrad, Goldschrauben-Komp.-Unruh, Ausgleichsanker.
Der sehr seltene Kalendermechanismus ist mit verdecktem, ewigen Kalender ausgestattet. Dieser wird über ein sichtbares Rad mit spezieller Verzahnung geschaltet, das sich einmal im Jahr dreht. Jeweils einer der zwölf Zähne übernimmt die Steuerung, der Zahn für Februar wird durch eine darunter montierte Mechanik gesteuert.
Haas & Cie.
Im Jahr 1848 gründen die Brüder Leopold (1827-1915) und Benjamin (1828-1925) Haas, beide Ritter der Ehrenlegion, die ANCIENNE MANUFACTURE DES MONTRES HAAS & CIE. Von Genf aus erreicht das Haus Haas seine Reputation mit außerordentlichen Uhren, die selbst heute noch als modern gelten können. Schon damals zeichnete sich die Uhrenmanufaktur Haas durch ihre einzigartigen, exklusiven Stücke aus. Rare Kostbarkeiten wie Doppel - Chronographen entstehen ebenso wie wunderschön gearbeitete Taschen und Armbanduhren. Das herausragende Prinzip der Uhrenmanufaktur war die Verbindung von Einfachheit, Technik und Eleganz. Benjamin Haas erfand einen Aufzug, bei dem die Feder durch das Öffnen des Deckels der Savonette aufgezogen wurde. Patents 1873, Seite 48, erläutert und illustriert das britische Patent Nr. 3945, das am 2. Dezember 1873 an Benjamin Haas vergeben wurde. Andere Uhrmacher nutzten das Patent gegen Gebühren. Im Jahre 1884 änderte Haas seinen Namen in Haas Neveux & Cie, um kundzutun, dass neue Familienmitglieder ihren Platz in der Gesellschaft eingenommen hatten. Gleichzeitig wird das Original Logo von B.H. & Co. (für Benjamin Haas & Co) geändert in den kleinen rennenden Hasen, der in einem Oval unterhalb der Buchstaben HNC die Dynamik des Hauses verkörpert. Ein Rekord gelang der Manufaktur im Jahr 1896 mit einem ultradünnen Laufwerk (2mm) für eine Damenuhr. 1902 gewinnt HAAS den ersten Preis für Präzision im Wettbewerb des renommierten "Observatoire de Genève".
Benjamin Haas
Das englische Patent Nr. 3945 wurde Benjamin Haas am 2. Dezember 1873 für die Entwicklung einer neuen und ungewöhnlichen Aufzugsform zugesprochen, welche sich die Energie zu Nutzen machte, die beim Schließen des vorderen Deckels einer Uhr entstand. Haas verbesserte das ursprüngliche System und stattete seine Uhr mit einer 36-Stunden Gangreserve aus (durch zwölf Schließungen des Deckels). Er veränderte das fliegende Federhaus durch ein zusätzliches Rad, womit er durch eine einzige Deckelschließung einen Aufzug von drei Stunden erreichte. Haas erfand außerdem eine Sicherheitsvorrichtung, die den Mechanismus ausklinkte wenn er vollständig aufgezogen war; so wurden Schäden am Deckel vermieden.
Wir bedanken uns bei Herrn Professor Dr. Claus Peter Haase, Kunsthistorisches Institut der Freien Universität Berlin, Fachbereich Geschichts- und Kulturwissenschaften, Museum für Islamische Kunst für die Übersetzung der Inschrift.

schätzpreis
16.00020.000 €
Realisierter Preis
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