91. Auktion

16.5.2015

Lot 560

Herbert Blockley, 41 Duke Street, London, Werk Nr. 2/1276, Geh. Nr. 702, 59 mm, 220 g, circa 1893
Historisch interessante, feine und schwere staubdichte Expeditions-Beobachtungsuhr aus dem persönlichen Besitz des Polarforschers Frederick George Jackson
Geh.: massives Silber, glatt, Schraubboden mit Gravur "The Jackson-Harmsworth Polar Expedition" und Monogramm "FGJ", Gehäusemacher-Punzzeichen "PW" (Philip Woodman & Sons, 33 Smith Street, Northampton Square, Clerkenwell), Schraublunette und Aufzugskrone unter geschraubter, mit Kette gesicherter Kapsel, Lederdichtungen Ziffbl.: Email, radiale röm. Zahlen, kleine Sekunde, 30h Gangreserveanzeige, gebläute Spade-Zeiger. Werk: 2/3-Platinenwerk, gekörnt, vergoldet, Kette/Schnecke, signiert "Herbert Blockley, succ(esso)r to Lund & Blockley, 41 Duke Street, St. James's, S.W. 2 / 1276" wahlweise Schlüssel- oder Kronenaufzug, Spitzzahnankerhemmung, große Goldschrauben-Chronometerunruh, freischwingende Unruhspirale, fein floral gravierter Unruhkloben, Diamantdeckstein auf Unruh, chatonierte Rubindecksteine auf Anker und Ankerrad.
Diese Uhr wird auch erwähnt in "The Time Museum Catalogue of Chronometers", Anthony Randall, auf S. 88 unter "Additional notes": ".....a similar watch, No. 2 / 1276 having the hallmark for 1893, bears the inscription on the case: "The Jackson-Harmsworth Polar Expedition"."
Herbert Blockley war ein Spitzenschüler des British Horological Institute und verbündete sich zunächst mit Major J.A. Lund zu "Lund & Blockley" in 42 Pall Mall. J.A. Lund eröffnete anschließend eine Firma, ebenfalls "Lund & Blockley" in Bombay, Indien. Herbert Blockley führte die Londoner Firma alleine weiter und zog später nach 41 Duke Street, St. James's, um. Seine Spezialität waren Expeditions- Beobachtungsuhren mit verschraubten, staub- und wasserdichten Gehäusen, von denen viele von der Royal Geographical Society angekauft und an Expeditionsleiter ausgeliehen wurden.
Frederick George Jackson (1860 – 1938) wurde als Sohn eines Farmers am 6. März 1860 in Coughton bei Alcester in Warwickshire geboren. Zwischen College und dem Studium in Edinburgh brachte er einige Zeit bei Bekannten auf Viehstationen in Australien zu. Ein zweites Mal kam er mit der Seefahrt in Berührung, als er auf dem Walfänger "Erik" eine Grönlandreise machte. Als Nansen 1893 bei der Royal Geographical Society wegen seiner bevorstehenden Nordpolexpedition mit der "Fram" vorsprach, bewarb sich Jackson bei dem Norweger; der aber lehnte ab, weil das Unternehmen eine rein norwegische Angelegenheit werden sollte. Daraufhin entwickelte Jackson eigene Pläne in dieser Richtung. Auf eigene Faust erforschte er, ausgehend von Yugorkij Shar, das Innere der Insel Vaygach, fuhr anschließend von Archangelsk aus mit dem Rentierschlitten durch das russische Lappland nach Vadsö und sammelte so wertvolle Erfahrungen für seine Hauptexpedition. Für diese stellte der Zeitungsverleger Alfred Charles William Harmsworth – später Baron Northcliffe ("Daily Mail", "Evening News" etc.) - den bei weitem größten Anteil – 5000 englische Pfund – zur Verfügung. Jackson erwies sich als guter Organisator; es fehlte an nichts, nichts wurde vergessen. Mit der "Windward" (Captain Schlosshauer) erreichte man Ende August 1894 Cap Flora. Alle Voraussetzungen für ein glückliches Gelingen waren gegeben.
Jackson hatte dort seine Forschungsstation "Elmwood" aufgebaut. Die Grundmauern stehen heute noch und in den Trümmern, Holz- und Metallresten finden sich immer noch Schneeschuhe für die Ponies, die man als Last- und Zugtiere dabei hatte. Das Treffen selbst löste nach der ersten Freude in Jackson, wie es seiner Natur entsprach, sehr zwiespältige Gefühle aus: Nansens Ablehnung in London und die Befürchtung, Nansens Erfolg verkleinere das Ansehen seiner eigenen Unternehmung, waren die Ursache für eine regelrechte Feindschaft gegen den Norweger. Schön, sich vorzustellen, daß Jackson diese Blockley-Uhr dabei mit Sicherheit an sich trug, wie das bei Expeditionsuhren wegen der Temperaturkonstanz üblich war. Er hat im übrigen sein Lager gut ausgerüstet zurückgelassen, sodaß es Andrées Ballonexpedition von 1897 hätte von großem Nutzen sein können, hätte sie es jemals erreicht.

Verkauft

schätzpreis
11.00020.000 €
Realisierter Preis
9.900 €