91. Auktion

16.5.2015

Lot 577

Pennington, Pendleton and others for the Son of the Inventor 1796 / Thomas Mudge, London, Werk Nr. 24, 124 x 60 mm, circa 1796
Museales Ein-Tages-Schiffschronometer gefertigt nach den Vorlagen von Thomas Mudge
Geh.: Messing, allseitig verglast, profilierte Pfeiler, konvex verglast. Ziffbl.: aufgelegte Email-Zifferblätter mit vergoldeten Rahmen auf vergoldeter Grundplatte, feinstes aufgelegtes silbernes Rankwerk, radiale röm. Stunden und Minuten, gebläute Poker & Beetle-Zeiger. Werk: Messingwerk, signiert, profilierte Pfeiler, Kette/Schnecke mit "Harrisons" konstanter Kraft, fein polierte Zahnräder mit sechs Speichen, Thomas Mudges Hemmung mit konstanter Kraft nach den Zeichnungen von Johan Jakob Huber, Hemmungsrad mit 15 Zähnen, große dreiarmige polierte Messingunruh, Stahl-Unruhwelle gelagert zwischen jeweils vier Stahlrollen zur Verminderung der Reibung, geometrisch durchbrochen gearbeitete Unruhbrücke, Temperaturkompensation der unteren gebläuten Unruhspirale mittels zweier gerader Bimetallstreifen montiert auf Schlitten mit beidseitigen Justierschrauben, Feinregulierung der oberen gebläuten Unruhspirale mittels Vierkant- und Indexschraube über Schlitten- und Hebelsystem, gravierte Skala mit Rückerzeiger.
Thomas Mudge (1715-1794)
Thomas Mudge entwarf 1774 seinen ersten Zeitmesser mit einer Hemmung mit konstanter Kraft, um sich damit um den vom britischen Parlament ausgeschriebenen Preis von 20.000 Pfund zur Lösung des Längengradproblems zu bewerben. Er baute später noch zwei weitere Versionen des gleichen Typs, aber keines seiner Chronometer wurde anerkannt und honoriert; zu Ende seines Lebens war Mudge ein verbitterter Mann. Ungefähr ein Jahr vor Mudges Tod war sein Sohn eine Partnerschaft mit William Howells und Robert Pennington eingegangen; seine Absicht war es, Zeitmesser nach den Plänen seines Vaters in einer Fabrik herzustellen. Sein Vater überwachte die Produktion der Chronometer bis zu seinem Tod im gleichen Jahr. Die ersten Stücke aus der Manufaktur waren entsprechend signiert mit "Howells and Pennington for Thomas Mudge". In den ersten 18 Monaten stellte die Fabrik jedoch lediglich acht Chronometer her und der junge Mudge stellte daraufhin im Jahr 1796 weitere Arbeitskräfte ein, um die Produktion zu erhöhen; daraufhin kam es zu Zwistigkeiten mit Howells und man beendete die Partnerschaft. Bedauerlicherweise für Mudge gehörte die Betriebsstätte Howells, so dass Mudge sich um eine neue Werkstätte bemühen musste. Howells begann dann, zusammen mit Paul Philip Barraud und George Jamison einfachere Varianten von Thomas Mudges ursprünglichen Entwürfen zu bauen. Nachdem Mudge jr. seine neuen Geschäftsräume eröffnet hatte, stellte er Richard Pendleton als Hersteller von Hemmungen ein, damit dieser zusammen mit Robert Pennington Chronometer nach den Originalentwürfen seines Vaters bauen sollte. Die Firma signierte ihre Chronometer mit "Pennington, Pendleton and others for the son of the inventor". Sowohl Howells' Team, wie auch die Gruppe um Mudge jr. sahen sich als legitime Nachfolger der Arbeit von Mudge dem Älteren - ab Nummer 9 existieren daher zwei unterschiedliche Reihen. Allerdings war es so, dass keiner der beiden Firmen ein wirklicher Erfolg beschieden war; Mudge musste seinen Betrieb 1798 schliessen und hatte bis dahin lediglich 19 weitere Chronometer hergestellt, was die Gesamtstückzahl auf 27 brachte. Howells' Unternehmen erwies sich als noch weniger produktiv und schloss 1799 nach der Fertigstellung von nur sieben Zeitmessern.
Quelle: Jonathan Betts "The Roadshow" Chronometer, Horological Journal, August 2002, S. 276.
Lit.:
Anthony G. Randall: "Huber-Mudge and the First Constant Force Escapement", Antiquarian Horlogy, Seiten 217-226, 12/2005
Tony Mercer: "Chronometer Makers of the World", Seite 39, Colchester, 1991
Der vorliegende Chronometer ist einer der wenigen aus dieser Serie, der noch mit der originalen Hemmung nach Thomas Mudge sen. ausgestattet ist. Da der Herstellungsaufwand oder der Reparaturaufwand für diese komplizierte Konstruktion zu hoch war, wurden die meisten dieser Uhren später mit einer Chronometerhemmung nach Earnshaw versehen.
Provenienz: George Daniels Collection

Verkauft

schätzpreis
380.000450.000 €
Realisierter Preis
471.200 €