91. Auktion

16.5.2015

Lot 68

Jean Fusoris zugeschrieben, 102 mm, circa 1410
Museales Astrolabium
Geh.: Messing, graviert. Ziffbl.: Rete mit 20 lateinisch beschrifteten Sternenzeigern in Flammenform, Ekliptikkreis, Datumskala mit lateinisch benannten Tierkreiszeichen; das Tympanon als Einlegescheibe mit Höhenkreis, Azimutalbogen, Zenit, Horizont, Äquator und Stundenlinien; die Mater mit zwei Mal 12 Stunden Zeitskala mit radialen römischen Zahlen, auf der Rückseite Monats- und Monatstage-Kreis, lateinische Tierkreiszeichen, "Ordo Planetarum" mit Planetensymbolen, "Umbra versa" und "Umbra recta" Schattenrechteck. Zeiger vorne und Doppelzeiger mit Diopter hinten fehlen.
Man weiß von sieben von Jean Fusoris erstellten Astrolabien. Das vorliegende, relativ kleine Exemplar mit der für ihn charakteristischen schmucklosen Form der Aufhängung gleicht in seiner feinen Ausführung mit den flammenförmigen Zeigern dem ebenfalls ihm zugeschriebenen Astrolabium, das im Adler Planetarium and Astronomy Museum in Chicago aufbewahrt wird.
Jean Fusoris wurde in Giraumont in der Ardennen-Region in Frankreich um 1365 geboren. Sein Vater war Zinngießer von Beruf. Jean Fusoris studierte Kunst und Medizin und erlangte den Titel des Bakkalaureus im Jahr 1379. Danach erlernte er das Handwerk seines Vaters und kehrte anschließend zum Studium zurück, das er mit dem Magistergrad im Jahr 1391 abschloss. Fusoris diente bis1400 als Mitglied des Universitätsverwaltungsrates in Paris. Dort gründete er eine Schule und eröffnete eine Instrumenten-Werkstatt. Er stellte Astrolabien, Uhren und andere Instrumente her, studierte jedoch weiterhin Theologie.
Jean Fusoris war ein gewähltes Mitglied der französischen Botschaft in England im Jahr 1415, wo er die Bekanntschaft Richard Courtenys, dem Bischof von Norwich, machte. Die Stadt Norwich kaufte ein Astrolabium, versäumte es jedoch dafür zu bezahlen. Als Fusoris nach England zurückkehrte mit dem Versuch die Schulden einzutreiben, kam es zum Krieg zwischen Frankreich und England und er wurde als mutmaßlicher Spion verhaftet und nach Mezieres-sur-Meuze und danach nach Reims verbannt. Dort nahm er wieder Aufträge für seine wissenschaftlichen Instrumente an. Er verstarb im Jahre 1436. Neben der Herstellung wissenschaftlicher Instrumente, schrieb Fusoris eine Abhandlung über das Astrolabium, in der er seine Verbesserungen genau beschrieb, die er bereits umgesetzt hatte. Daneben schrieb er weitere Traktate über Mathematik und Astronomie.
Quelle: "Astrolabe by Jean Fusoris", http://astrolabes.org/pages/fusoris.htm, Stand 01.04.2015.

Verkauft

schätzpreis
65.00080.000 €
Realisierter Preis
75.700 €