94. Auktion

12.11.2016

Lot 103

Bovet à Fleurier, Werk Nr. 913, 56 mm, 127 g, circa 1835
Bedeutende und extrem seltene, mit Halbperlen besetzte, vergoldete Silberemail Taschenuhr mit springender Zentralsekunde und originalem Schlüssel für den chinesischen Markt - "Sommerblumenbouquet"
Geh.: Silber/vergoldet/Email/Perlen. Ziffbl.: Email. Werk: Brückenwerk, Duplexhemmung, Schrauben-Komp.-Unruh.
Das feinst bemalte Emailmedaillon auf der Rückseite ist von höchster Qualität und zeigt eine filigrane Blumenkomposition aus Rosen, Veilchen und Stiefmütterchen auf hellgrünem Grund. Die Lunetten auf beiden Seiten sind mit Halbperlen besetzt, ebenso der Pendant und Bügel - eine beeindruckende Uhr in außergewöhnlichem Zustand.
Von den europäischen Taschenuhrenherstellern, die Uhren für den chinesischen Markt produzierten, waren die bekanntesten Ilbery in London und aus Fleurier Bovet und Vaucher. Sie hatten Dependancen in China und importierten die Uhrwerke, wie auch dieses hier, und die dafür hergestellten, hochwertigen Emailarbeiten direkt aus der Schweiz nach China. Die reich verzierten Uhrengehäuse hatten immer markante Dekore, die meisten Motive stammten aus der Natur und sind auch heute noch, 200 Jahre nach ihrem Entstehen, von höchster Attraktivität und werden von Sammlern hoch geschätzt. Nur wenige dieser Emailarbeiten haben die Jahre unbeschadet überstanden, umso wertvoller ist eine Uhr im unberührten Originalzustand, wie die hier angebotene.
Edouard Bovet wurde als Sohn des örtlichen Uhrmachermeisters Jean-Frédéric Bovet 1797 in Fleurier in der Schweiz geboren. Edouard Bovet hatte vier Brüder - Frédéric, Alphonse, Gustave und Charles-Henri - sowie eine Schwester, Caroline. Nach dem Fall Napoleons 1914 spricht sich Bovet gegen die Rückkehr Neuchatels unter die preussische Herrschaft aus; er verlässt Fleurier nach seiner Lehrzeit mit den Brüdern Alphonse und Frédéric um als Uhrmacher in London zu arbeiten - London war zu der Zeit das Zentrum der europäischen Uhrmacherei und des Handels. 1818 schickte ihn sein Arbeitgeber, die Firma Magniac, nach Kanton, dem einzigen chinesischen Hafen in dem Ausländer Handel treiben durften. Er verließ England am 20. April auf dem Handelsschiff Orwell der Britischen Ostindien-Kompanie und erreichte Kanton über das Kap der guten Hoffnung am 16. August. Bovet war vom Absatzpotential in Kanton begeistert und bat seinen Bruder in der Schweiz per Brief um die Lieferung weiterer Uhren höchster Qualität, da die Nachfrage auf solche Uhren ausgerichtet sei und ihr Preis ohne Widerspruch gezahlt werde. 1822 gründete Bovet, der zu dieser Zeit bereits in Kanton lebte, in Partnerschaft mit seinen beiden Brüdern Alphonse und Frédéric in London und dem Bruder Gustave, der als Uhrmacher in Fleurier tätig war, eine Gesellschaft zum Handel von Uhren mit China. Die Gründungsurkunde der Firma wurde am 1. Mai in London ausgestellt; das Geschäft blühte schnell und die Produktion wurde daraufhin nach Fleurier verlegt.

Verkauft

schätzpreis
32.00045.000 €
Realisierter Preis
29.000 €