94. Auktion

12.11.2016

Lot 68

A. Lange & Söhne, Glashütte i/SA, Deutsche Uhrenfabrikation, Werk Nr. 92653, Geh. Nr. 92303, 63 mm, 187 g, circa 1935
Einzigartige Navigations-Beobachtungsuhr der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt, sogenannte "Neu-Grad-Uhr", Prototyp einer Uhr für die Navigation mittels eines dezimalen 400-Grad-Kreises - geliefert am 24. Januar 1935 an die Deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt, persönlich an Herrn Kapitän Wilhelm Niemann für 250 RM - mit Lange & Söhne Zertifikat des Uhrenmuseums Glashütte
Geh.: Nickel, auf dem Rückdeckel die Inventar-Nr. A7 1269001 der DVL. Ziffbl.: versilbert. Werk: 3/4-Platinenwerk, Goldschrauben-Komp.-Unruh.
Die Umlaufdauern der drei Zeiger dieses Unikats sind mit herkömmlichen Uhren nicht zu vergleichen: Der große "Sekundenzeiger" macht eine Umdrehung in 3 Minuten und 37,1 Sekunden, der obere Totalisator zählt diese Umläufe und der untere Totalisator wiederum die Umdrehungen des oberen.
Die Vorgaben für diese Einteilung wurden der Firma Lange und Söhne von Kapitän Wilhelm Niemann gegeben. Er war zu dieser Zeit Leiter der Navigationsabteilung bei der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt (DVL) in Berlin-Adlersdorf und initiierte von dort aus die Einführung des dezimalen 400-Grad-Kreises in die Navigation. Diese Art der Navigation, bei der ein Kreis nicht in die üblichen 360, sondern in 400 Gradschritte eingeteilt wird, hat ihren Ursprung wohl schon im revolutionären Frankreich des späten 18. Jahrhundert, in dem es auch Bestrebungen gab, die normale Zeit auf eine dezimale Zählung umzustellen; entsprechend wurden in der Folgezeit Uhren mit dezimalen Zifferblättern hergestellt.
Zu der weiteren Verbreitung des 400-Grad-Verfahrens kam es nicht, da Niemann wenige Monate nach Erhalt der vorliegenden Uhr am 21. März 1935 bei einem Übungsflug sein Leben verlor und seine Pläne nicht weiter verfolgt wurden.
Wilhelm Niemann (* 25. August 1892 in Ellingstedt/Schleswig; † 21. März 1935 in Beeskow)
Wilhelm Niemann war als Erster Offizier und Navigationsoffizier auf dem Flugschiff Dornier Do X von der Dornier-Metallbauten GmbH und dem Reichsverkehrsministerium eingesetzt. Er blieb angestellter Schiffsoffizier der Hamburg-Amerika Linie HAPAG und wurde von der Hamburger Reederei „ausgeliehen“. Auf dem Erprobungs- und Überführungsflug der Do X in Richtung USA ab 5. November 1930 erledigte er neben seinen Navigationsaufgaben den Schriftverkehr des Flugschiffes.
Nach seiner Vereidigung als erster Flugschiffspostmeister am 29. Oktober 1930 im Postamt Friedrichshafen am Bodensee, bearbeitete er bis Juni 1932 die an Bord aufgelieferte Post. Bei der Atlantik umspannenden Werbereise des seinerzeit größten Passagierflugzeugs gab es internationale Postbeförderung von Briefen und Postkarten.
Nach seinem Ausscheiden als Besatzungsmitglied des Flugschiffs und als Kapitän bei der HAPAG im September 1932 wurde er Leiter der Navigationsabteilung bei der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt in Berlin-Adlershof. Er starb am 21. März 1935 bei Beeskow auf einem Übungsflug für einen geplanten Weltflug.
https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Niemann_(Offizier), Stand: 22.09.2016

schätzpreis
36.00045.000 €
Realisierter Preis
-