97. Auktion

12.5.2018

Lot 77

Christian Heinrich Weisse, Dresden, Geh. Nr. 54458, 135 mm, 2300 g, circa 1760
Bedeutende Kutschenuhr mit Viertelstundenselbstschlag und Viertelstunden-/Stundenrepetition, Wecker und Datum
Geh.: Silber, Bodenglocke, verdeckte Aufzüge. Ziffbl.: Email, zentrale Weckerscheibe, Datumsfenster bei ''6''. Werk: Vollplatinenwerk, Kette/Schnecke/Federhaus für Gehwerk, 3 Hämmer, 3 floral gravierte Federhäuser für Schlagwerke, dreiarmige Messingunruh.
Christian Heinrich Weisse wurde 1724 in Dresden in eine bekannte Uhrmacherfamilie hineingeboren. Er wurde Meister im Jahr 1775 und starb 1793. Die Familie stellte weiter bis zum Ende des 19. Jahrhunderts Uhren her. Ihre Familiengeschichte ist in einem Artikel im Allgemeinen Journal der Uhrmacherkunst, 1906, Nr. 5 beschrieben.
Sattel-, Karossen- oder Kutschenuhren, wie man sie heute nennt, sind dem Gattungsbereich der Reiseuhren zuzurechnen, also der frühesten Form der Räderuhr mit Federantrieb, da man auch auf Reisen möglichst genau gehende Zeitmesser haben wollte. Eigentlich sind diese Uhren große Hals-, Sack- oder Taschenuhren, die aber aufgrund ihrer Größe und ihres Gewichtes nicht am Körper getragen wurden. Ihre Größe lässt sich durch die Notwendigkeit eines robusteren Gehäuses und einer größeren, weniger beeinflussbaren Unruh erklären. Sie zeigen auf der Vorderseite ein übergroßes Zifferblatt, meist aus Email, seltener Champlevé- oder Repoussé-Metallarbeiten. Sie verfügen über ein robustes Spindelwerk zwischen zwei runden Platinen, die mit zumeist fein ausgesägten und ziselierten oder kannelierten, balusterartigen Säulen verbunden sind. Die gravierten Federhäuser für Geh-, Schlag- und Weckerwerk sind wie die Einfallschürze meist fein graviert. Das Stundenschlagwerk verfügte anfänglich über eine Schlossscheibe, später über ein Fallrechenwerk, das man repetieren lassen konnte. Die Uhren sind für den Transport durch oft mehrere Gehäuse und zusätzliche Übergehäuse, welche später oft mit Schildpatt belegt waren, oder Lederetuis geschützt. Sie wurden wahrscheinlich in der Regel auf den Sitzen der Kutschen liegend transportiert. Die Uhren sind in der Frühzeit aus feuervergoldeter Bronze, später dann in der Mehrzahl aus Silber. Ihre Größe bewegt sich zwischen 75 und 200 Millimetern Durchmesser.

Verkauft

schätzpreis
16.00030.000 €
Realisierter Preis
18.000 €