99. Auktion

11.5.2019

Lot 204

Hanau / Jean-Pierre und Ami Huaut zugeschrieben, 83 x 64 x 42 mm, 141 g, circa 1780
Diamantbesetzte, deutsche Schnupftabakose mit vierfarbigem Golddekor und Portraitminiatur eines Nobelmannes
Geh.: 18Kt Gold (Hanauer Goldstempel) und polychromes Email, zwei spätere französische Garantiestempel für Gold nach 1838.
Das ovale Gehäuse ist auf allen Seiten mit transluzid malvenfarbigen Emailplättchen in zarten fliederfarbenen Emailrähmchen belegt. Ihr Untergrund ist mit einem Muster guillochiert, das dem Betrachter eine bewegte, unebene Fläche mit kugelförmigen Einbuchtungen vortäuscht, eingefasst von einem Rahmen mit gravierten herbstlichen Motiven aus vierfarbigem Gold. Im Zentrum des Deckels befindet sich eine ovale Portraitminiatur, umgeben von einem Kranz aus funkelnden Diamanten und einem äußeren Kranz aus zweifarbig goldenen taille d'épargne Weinreben. Die Emailminiatur ist von höchster Qualität und befindet sich unter Glas. Sie zeigt einen noblen Herrn nach rechts gewandt mit langer Lockenperücke, Spitzenjabot und königsblauem Mantel mit orangefarbenem Muster.
Aufgrund der außergewöhnlichen Qualität der Emailminiatur lässt sich das Portrait des Nobelmannes den Gebrüdern Jean-Pierre (1655-1723) und Ami Huaut (1657-1724) zuschreiben. Ihre Emailmalerei hob sich unter den Werken der Genfer Schule durch ihre einzigartige Schönheit hervor und wurde nicht nur zu ihrer Zeit hoch geschätzt. Auch in den folgenden Jahrhunderten wurde ihre Arbeit verehrt und als Kunstwerke weiter verarbeitet, wie das vorliegende Beispiel zeigt. Das Portrait wurde auf eine etwa hundert Jahre später entstandenen Schnupftabakdose montiert, speziell geschützt durch eine dicke Verglasung.
Pierre, der Begründer der Huaut-Dynastie, wurde 1612 als Sohn des französischen Goldschmieds Jean Huaud (später Huaut) in Genf geboren. Er ließ sich 1630 in Genf nieder und von seinen elf Kindern wurden drei berühmte Emailleure: Pierre II (1647-1698), Jean-Pierre (1655-1723) und Ami (1657-1724). Jean-Pierre und Ami gingen 1682 eine Partnerschaft ein und wurden 1686 als Maler an den preußischen Hof berufen. Sie zogen nach Berlin und arbeiteten fortan für den Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg (1620-1688).

Verkauft

schätzpreis
22.00030.000 €
Realisierter Preis
34.900 €