100. Auktion

15.11.2019

Lot 28

Jean-Pierre Tavernier, Paris, 81 mm, 411 g, circa 1765
Museales, historisch bedeutendes frühes Navigationschronometer mit Zylinderhemmung, so genannte "Montre de Marine"
Geh.: Messing, feuervergoldet. Ziffbl.: Email. Werk: Messing-Vollplatinenwerk, feuervergoldet, Kette/Schnecke, Unruhanhaltvorrichtung, dreiarmige Stahlunruh, übergroßes Messing Zylinderrad, fein floral gravierter, durchbrochen gearbeiteter Unruhkloben.
Ein Chronometer dieser überragenden Bauart und Qualität muß man zwangsläufig als Vorgänger der späteren Schiffschronometer beispielsweise von Arnold oder Le Roy betrachten. Entstanden etwa in der Zeit, in der Harrison nach langem Kampf doch noch den Preis des englischen Board of Longitude für die zuverlässige Bestimmung des Längengrads erhalten hatte, war hier natürlich noch keine Federchronometerhemmung verbaut, die John Arnold erst einige Jahre später erfand. Statt dessen finden wir eine Zylinderhemmung mit Stahlzylinder und einem Rad von 60 Zähnen, was zu einer springenden Sekunde (seconde morte) und einer entsprechend langsamen Schwingung der 45 mm großen Unruh führt. Auf der Welle des Hemmungsrads sitzt ein weiteres Zahnrad, in das die Unruhstopvorrichtung eingreifen kann. Die ganze Ausführung zeugt von der Meisterschaft Taverniers, auch das unversehrte Zifferblatt mit den schönen poker & beetle Zeigern ist eine Augenweide. Das Werk ist unsigniert, doch in dem prächtigen Unruhkloben finden wir die Initialen des Uhrmachers J. P. T. Eine Vorrichtung auf der oberen Werksplatine ermöglicht es, mit einem speziellen Schlüssel die Sperrfeder für das Herausnehmen des Werks zu blockieren, um unbefugten Zugriff zu verhindern. Vielleicht ist es eine Uhr dieser Bauart, die Tavernier 1766 der Académie des Sciences als Marineuhr vorgestellt hat, wie es in der Histoire de l'Académie Royale des Sciences des Jahrgangs 1767 zu lesen ist.
Jean-Pierre Tavernier wurde 1714 geboren und wurde 1746 zum Meister ernannt. Er galt als Spezialist für kleine, tragbare Uhren, veröffentlichte aber auch Tabellen zur Zeitgleichung. Er starb 1795, seine Söhne Louis, Etienne und Pierre Benjamin arbeiteten ebenfalls als Uhrmacher und Gehäusemacher in Paris.

Verkauft

schätzpreis
42.00060.000 €
Realisierter Preis
55.000 €