95. Auktion

6.5.2017

Lot 232

Stevenard à Bologne Sur Mer, Höhe 130 mm, datiert 1838
Große, dekorative Reiseuhr mit Stundenselbstschlag, Repetition, Thermometer und Barometer
Geh.: Bronze, feuervergoldet/versilbert, allseitig facettverglast. Ziffbl.: Silber. Werk: rechteckiges Messing-Vollplatinenwerk, 2 Federhäuser, 1 Hammer / 1 Glocke, Echappement mit Kolbenzahn-Ankerhemmung, gebläute zylindrische Unruhspirale, Schrauben-Komp.-Unruh.
Das beeindruckende Bronzeguss Gehäuse ist reich verziert mit Efeublättern und Rankendekor. An den abgeschrägten Ecken befinden sich Nischen mit vier vollplastisch gearbeiteten, silbernen Figuren in mittelalterlich anmutenden Kleidung. Zwei silberne Mischwesen mit Puttiköpfen bilden den Tragegriff. Das Zifferblatt ist aufwändig gearbeitet und nahezu vollflächig mit Blüten und Ranken graviert. Auf der rechten Seite befindet sich eine versilberte Platte mit Thermometer in "Centigrades" (Grad Celsius) und "Reaumur" mit den Inschriften "Chaleur de Fiévre" (Wärme des Fiebers), "Bains" (Badetemperatur), "Chambre de Malade" (Krankenzimmer), "Tempèrè" (gemäßigt), "Glace" (Gefrierpunkt des Wassers) und die Ortsbezeichnung und Datierung, Paris 1838. Auf der linken Seite befindet sich eine versilberte Platte für fehlenden Barometerzeiger.
Pierre Stevenard wurde am 17. Mai 1801 in Hardinghen, Pas-de-Calais, zwischen Calais und Boulogne-Sur-Mer geboren. Er war einer der größten Entwickler von Automaten. Im Alter von elf Jahren bereits baute er ein Spielzeugauto, welches von einem Uhrwerk angetrieben wurde.
Über seine Ausbildung ist kaum etwas bekannt. 1826 heiratet er Julie Coulombel und eröffnete ein Geschäft in Boulogne-Sur-Mer, wo er in seinem Schaufenster auch die von ihm gebauten Automaten und bewegenden Figuren zeigte. Ein englischer Lord beauftragte ihn, eine Puppe zu fertigen, die alle menschlichen Bewegung nachahmen könne. Er würde ihm dafür 10.000 Franken zahlen. Pierre Stevenard nahm die Herausforderung an und überzeugte. Der Engländer war begeistert und bestellte sofort eine zweite identische Puppe.
Sein nächster Automat war ein Physiker in orientalischer Kleidung, danach folgte ein Flötenspieler in spanischer Kleidung auf einer Couch sitzend und Werke von Rossini und Bellini spielend und viele andere Automaten. Sein Meisterwerk, an dem er sechs Jahre lang arbeitete, war ein Magier, untergebracht in einem Miniatur-Palast, in der Lage aufzustehen und dann seinen Zauberstab zu bewegen. Im Jahr 1850 erwarb ihn ein Rajah für hunderttausend Franken.
Mit viel Erfolg organisierte er eine Ausstellung in Paris, die König Louis Philippe, die Königin und der Herzog von Orléans besuchten.
Im Jahr 1878 erhielt Stevenard auf einer Ausstellung im Trocadero nur eine Bronzemedaille, die er ablehnte. Enttäuscht und verletzt durch diesen Verlauf der Ereignisse zog sich Stevenard endgültig zurück und ging in den Ruhestand. Er starb im Jahre 1883.
Quelle: https://watch-wiki.org/index.php?title=Stevenard,_Pierre, Stand 03.04.2017

schätzpreis
1.7004.000 €
Realisierter Preis
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