95. Auktion

6.5.2017

Lot 370

Ferdinand Berthoud à Paris, 2090 mm, circa 1785
Bedeutender, musealer Präzisionsregulator mit Messing/Stahl-Rostpendel, Tages- und Datumsanzeige und Äquation - 30 Tage Gangdauer
Geh.: Nussbaum, intarsiert, vergoldete Beschläge, verglaste Tür. Ziffbl.: Email, Öffnung für Jahreskalender, durchbrochen gearbeitete vergoldete Messingzeiger für Stunden- und Minutenanzeige, gebläuter Zentralsekundenzeiger, gebläuter Minutenzeiger für Ortszeit. Werk: Rechteckform-Messingwerk, Graham-Hemmung, Vorrichtung für Kraftreserve beim Aufziehen "maintaining power", Äquationsmechanismus unter dem Zifferblatt, schwere, kardanische Messingaufhängung für Schneidenlagerung des Pendels, Kompensations-Rostpendel mit fünf Stahl- und vier Messingstäben, Messingpendellinse mit Reguliermutter, erfunden von Ferdinand Berthoud ist dieses Pendel beschrieben und abgebildet in seinem Werk "Essai sur l'Horlogerie", Paris 1786, Abb. XXVIII.
Ferdinand Berthoud
Im Jahre 1727 in Plancemont nahe bei dem Dorfe Gouvet im Kanton Neuchâtel (Schweiz), war Berthoud einer der hervorragendsten Begründer der französischen Chronometerfabrikation, die sich unabhängig von der englischen entwickelte. Frankreich förderte sie früher als England. Er trat zu Jean Jaques Henri Vauchers in die Lehre. 1745 ging er nach Paris zu dem berühmten Uhrmacher Julien Leroy und arbeitete dort mit dessen Sohn Pierre Leroy, welcher ebenfalls als französischer Chronometermacher berühmt wurde. B. machte sich nun bald selbständig und befaßte sich mit dem Problem der Längenbestimmung durch Uhren. Durch planmäßige Untersuchungen gelangte er zu einer Theorie des Isochronismus der Unruh, den er durch die Spiralfeder hervorbrachte. 1754 baute er die erste Seeuhr, welche er 1761 der französischen Regierung übergab. Sie wurde auf langer Seefahrt erprobt und zeigte nach zehn Wochen eine Abweichung von 1 Minute. Seit 1768 lieferte er der französischen Regierung mehrer Seeuhren. Ludwig XV. ließ zu ihrer Erprobung eine Fregatte ausrüsten, über welche die Kommandeure dieses Schiffes de Fleurier und de Borda eine Schrift veröffentlichten (Voyage fait par odre du roi, en 1768 et 1769, dans diffèrentes parties du monde, pour eprouver en mer les horloges de Monsieur Ferdinand Berthoud (Auf Befehl des Königs in den Jahren 1768 und 1769 in verschiedenen Weltteilen unternommene Reise zur Prüfung der Uhren Ferdinand Berthouds auf verschiedenen Meeren.).
Quelle: C. Dietzschold: "Der Cornelius Nepos der Uhrmacher", Dietzschold's Verlag, 1911, Seite 39-40.
Ferdinand Berthoud, Julien Le Roy und Breguet sind zweifellos die berühmtesten Namen in der Geschichte der französischen Uhrenindustrie. Berthoud wurde im Jahr 1764 zum Horloger de la Marine Royale (Uhrmacher der königlichen Marine) ernannt, eine Position, die er sowohl seiner umfassenden Kompetenz im Bereich der Mathematik und Physik verdankte wie auch natürlich seiner Gabe, die Obrigkeit zu beeindrucken. Er war stets um Fortschritt und Erneuerung bestrebt; im Jahr 1752 stellte er z.B bei der Akademie der Wissenschaften eine Uhr mit Zeitgleichung und ewigem Kalender vor. Wir verdanken Berthoud eine große Anzahl experimenteller Zeitmesser, von denen viele vor der Regierung erworben wurden und heute im Musée National des Techniques (C.N.A.M.) in Paris aufbewahrt werden. Darunter befinden sich Uhren mit Sekundenzählern, Uhren und Großuhren mit Zeitgleichung sowie astronomische Standuhren bester Qualität mit einem innovativen Kompensationspendel, welches Berthoud selbst erfunden hatte. Jedes einzelne seiner Werke legt Zeugnis ab von seinem außerordentlichen handwerklichen Können und seinen einzigartigen mechanischen Fähigkeiten.

Verkauft

schätzpreis
110.000150.000 €
Realisierter Preis
117.800 €