95. Auktion

6.5.2017

Lot 142

Ilbery, London zugeschrieben, 98 x 58 mm, 113 g, circa 1810
Museale, hochfeine, mit Achat, Moosachat, Karneol und Halbperlen besetzte Goldemailtaschenuhr mit Zentralsekunde für den chinesischen Markt
Geh.: Gold, Moosachat, Karneol, Halbperlen und Email. Ziffbl.: Email. Werk: Brückenwerk "chinesisches Kaliber", Schlüsselaufzug, fliegendes Federhaus, Duplexhemmung, fünfarmige Stahlunruh.
Die Vorder- und Rückseite dieser gestreckt sechseckigen Uhr sind mit Goldstegen unterteilt und gegenläufig belegt mit grauem Achat und Karneol. Der scharnierte Deckel über dem Werk auf der Rückseite besteht aus sehr seltenem Moosachat mit natürlichen pflanzlichen Einschlüssen, eingefasst von einer schmalen Bordüre aus blauem Email, sowie einer Reihe aus zierlichen Halbperlen. Auf der Vorderseite befindet sich das weiße Emailzifferblatt mit röm. Zahlen und goldenen Herzformzeigern, sowie einem Zentralskundenzeiger, umgeben von einer halbperlenbesetzten Lunette. Opakes und transluzides Email mit Paillon Dekor zieren beidseitig den Pendant und den gravierten Bügel.
Stücke mit einer ausgeprägten "Moos-Zeichnung" werden von jeher hoch geschätzt, meist wurden sie als Taschenuhren-Paar für den kaiserlichen Hof in China des 18. Jahrhunderts konzipiert. Unglücklicherweise gingen während der Jahrhunderte viele Exemplare verloren, weshalb nur noch etwa 10 Uhren im Moosachatgehäuse von Ilbery bekannt sind. Nachfolgend aufgeführt sind die Formen, die bisher bekannt sind: achteckig tropfenförmig, sechseckig tropfenförmig und sechseckig gestreckt, wie die vorliegende Uhr. Sie ist ein herrliches Beispiel für das hervorragende Zusammenspiel des Könnens von Uhrmacher, Juwelier und Edelsteinschneider. Ihre aufwändige Verzierung und die phantasievollen Formen sollten die Vorstellungskraft des Beschauers anregen und dem hohen Anspruch der chinesischen Gesellschaft genügen.
William Ilbery (circa 1760-1839) begann sein Schaffen 1780 in der Goswell Street in London und zog von dort aus später in die Duncan Terrace. Angeregt durch das Beispiel von James Cox in London und Pierre Jaquet-Droz in der Schweiz spezialisierte sich Ilbery auf die Herstellung von Luxusuhren für den chinesischen Markt. Er orientierte sich anfangs stark am traditionellen englischen Stil mit Vollplatinenwerk und Duplexhemmung. Spätere Werke haben wie das Lepine-Kaliber ein freistehendes Federhaus, ein Design, das in London auch Jaquet-Droz und William Anthony verwendeten. Ilbery ließ die Gehäuse seiner Uhren von besten Genfer Emaillierern wie Jean-Francois-Victor Dupont und Jean-Louis Richter auf das Aufwändigste verzieren. Ilbery veranlasste die Produktion reich gravierter Werke für den asiatischen Markt in Fleurier in der Schweiz; andere Uhrmacher in Fleurier wie z.B. Bovet und Juvet folgten seinem Beispiel. Daher kann man Ilbery zweifellos als einen der renommiertesten Hersteller der sog. "chinesischen Uhren" bezeichnen. Obwohl er hauptsächlich in London arbeitete, hielt Ilbery engen Kontakt mit dem Handelsverkehr in anderen Ländern; es existiert eine Uhr mit der Signatur "Ilbery Paris"; Ilbery & Son sind in London und Fleurier sowie in Kanton eingetragen.

schätzpreis
70.000120.000 €
Realisierter Preis
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