96. Auktion

18.11.2017

Lot 395

Abraham Louis Breguet, Paris, Werk Nr. 694, Geh. Nr. 1564, 54 mm, 51 g, circa 1801
Bedeutende, museale, mit großen Diamanten und Perlen besetzte Goldemail "Montre Médaillon de Souscription à Tact à Diamant". Laut Originalunterlagen der Firma Breguet wurde diese Uhr am 13 Prairial, an 9 (2. Juni 1801) an Monsieur Niteau (Marie-Étienne Nitot, kaiserlicher Juwelier Napoleons und Gründer des Hauses Chaumet) für 2760 Francs verkauft. Mit Zertifikat Nr. 4022, 1993 neu erstellt als Kopie für Zertifikat Nr. 2449
Geh.: 18Kt Gold und Email, Diamanten im Altschliff und Perlen, Gehäusemacher-Punzzeichen "PBT" (Pierre- Benjamin Tavernier). Ziffbl.: Goldplatine mit kleinem, dezentralem, guillochierten Silber Zifferblatt, arab. Zahlen, signiert Breguet, gebläute Breguet-Zeiger. Werk: kleines "Souscription" Kaliber, Schlüsselaufzug, Rubin-Zylinderhemmung in hängender Anordnung, dreiarmige Goldringunruh, Stoßsicherung-"Parachute".
Taverniers "forme collier" Gehäuse, dessen Vorder- und Rückseite mit aufwändig guillochierter Strahlendekoration und transluzid kobaltblauem Email dekoriert ist. Drehbarer Frontdeckel mit aufgesetztem, diamantbesetzten Pfeil "sous émail" zum Anzeigen der Stunden. Aufgesetzte kleine Blüte mit Diamantbesatz auf der Rückseite. Mittelteil mit Tastknöpfen zum Erfühlen der Zeit aus strahlenden Diamanten in zwei verschiedenen Größen und dazwischen sitzenden Perlen.
Diese Uhr ist Teil einer kleinen Serie luxuriöser Souscriptions-Uhren, ausgestattet mit großen Diamanten, von denen nur insgesamt fünf Exemplare hergestellt wurden. Alle wurden an die Familie Bonaparte selbst oder an deren nahes Umfeld geliefert:
- Uhr Nummer 611 wurde an die Ehefrau Napoleons Madame Bonaparte, Joséphine de Beauharnais (1763-1814) geliefert, welche die Uhr ihrer Tochter Hortense de Beauharnais (1783-1837), Königin von Holland und Mutter des Kaisers Napoleon III. übergab. Die Uhr befindet sich heute im Breguet Museum
- Uhr Nummer 693 und Nummer 695 wurden an Lucien Bonaparte (1775-1840) den Bruder Napoleons verkauft
- Uhr Nummer 696 wurde an den Marschall des Kaiserreichs Napoleons, Colonel général des Suisses Louis-Alexandre Berthier (1753-1815) geliefert.
Die vorliegende Uhr mit der Nummer 694 erhielt der berühmte kaiserliche Juwelier Napoleons Marie-Étienne Nitot (1750-1809). Obwohl im vorliegenden Zertifikat Monsieur Niteau als Käufer angegeben wird, handelt es sich um Marie-Étienne Nitot, der in zweierlei Schreibweisen verzeichnet ist (siehe auch Ausstellungskatalog "Vever" von Antiquorum, in dem es in Band II für den Goldschmied Petitot auch noch die Schreibweise Petiteau gibt).
Nitots Familie stammte aus Château-Thierry. Nitot begann seine Arbeit 1780 als Lehrling bei Aubert, Hofjuwelier Marie-Antoinettes. Er überlebte die französische Revolution und wurde 1802 zum kaiserlichen Hofjuwelier Napoleons ernannt.
Mit Hilfe seines Sohnes Francois Regnault (1779-1853) schuf Nitot Schmuck, der den Pomp und die Macht symbolisierte, die Napoleon vermitteln wollte. Dazu gehören die Hochzeitsjuwelen von Josephine de Beauharnais und Marie Louise aus Österreich. Nitot entwarf auch Napoleons Krönungskrone, sein Zeremonienschwert und viele andere Schmuckstücke für den kaiserlichen Hof.
Quelle: https://en.wikipedia.org/wiki/Marie-%C3%89tienne_Nitot, Stand 15.08.2017
Die Uhr ist abgebildet und beschrieben in "Montres de souscription et à tact de Breguet" von Georges Rigot, Seiten 109 und 162, Abb. 158 und in "Breguet Horloger Depuis 1775" von Emmanuel Breguet, Seiten 162-163, Abb. 39, 40 und 42.
"Montre Médaillon à Tact"
Breguet war der erste Uhrmacher, der eine solche Uhr herstellte - er verkaufte die erste ihrer Art zu Anfang des Jahres 1799 an Madame Betancourt, die Frau seines besten Freundes. Er stellte weitere Uhren in verschiedenen Ausführungen her, einige hatten recht große Tastanzeigen (wie die vorliegende Uhr), andere nur kleine. Der Preis für die Uhren, die Breguet für die wohlhabensten seiner Kunden herstellte, lag zwischen 1.500 und 3.000 Francs. Im frühen 19. Jahrhundert war dies eine geradezu gewaltige Summe Geldes - trotzdem waren die Uhren heiß begehrt. Einer der Gründe für ihre Popularität war die Tatsache, dass es zur dieser Zeit als unschicklich galt, in der Öffentlichkeit auf die Uhr zu sehen; diese kostspieligen Uhren machten es möglich, die Zeit abzulesen, ohne die Uhr aus der Tasche nehmen zu müssen. Außer Breguet stellten nur noch wenige andere diese Art Uhr her; Le Roy Horloger de S.A.I et R. Madame à Paris war einer davon. Le Roy schuf einige dieser Uhren, die aufwendigste davon für den Prinzen von Hessen - sie besaß diamantene Tastanzeigen, wie die vorliegende, die von dem wohl berühmtesten Uhrmachers des 18. Jahrhunderts stammt, Abraham Louis Breguet.

Verkauft

schätzpreis
200.000300.000 €
Realisierter Preis
248.000 €