96. Auktion

18.11.2017

Lot 384

Breguet & Fils, Geh. Nr. 2272, 51 mm, 121 g, circa 1810
Seltene Goldemail Taschenuhr mit Achtelrepetition für den osmanischen Markt, laut Zertifikat Nr. 4467 am 10. Januar 1811 Monsieur Stefanaki überlassen - mit Breguet Zertifikat Nr. 4467
Geh.: 20Kt Gold, polychromes Email, signierter Staubdeckel, Gehäusemacher-Punzzeichen "JLJ" (Jolly). Ziffbl.: Email, Geheimsignatur, osmanische Zahlen. Werk: Brückenwerk, Schlüsselaufzug, 2 Hämmer / 2 Tonfedern, fliegendes Federhaus, Rubin-Zylinderhemmung, dreiarmige Goldringunruh, Stoßsicherung-"Parachute".
Die Gehäuserückseite besticht durch das für den osmanischen Markt dekorierte Gehäuse mit transluzid rotem Email über guillochiertem Grund und goldenen Paillonbordüren mit fein geschwungenen Weinreben und Trauben. Das Gehäusemittelteil ist verziert mit stilisierten Champlevé Emailblüten.
Ab 1811 unternahm Breguet große Anstrengungen, sich auf dem osmanischen Markt zu etablieren; er kämpfte zu dieser Zeit mit großen Schwierigkeiten. Nachdem er bereits seine britischen und spanischen Kunden verloren hatte, sah er sich nun auch mit dem Verlust seiner russischen Klientel konfrontiert. Die drei wichtigsten internationalen Absatzgebiete des Unternehmens existierten plötzlich nicht mehr. Die Türkei stand als einzige der Großmächte noch auf Frankreichs Seite und schien sich als vielversprechender Ersatz für die verloren gegangenen Märkte anzubieten. Das Konzept schien durchdacht, insbesondere im Hinblick auf zwei Faktoren, die Breguet für sich ausnutzen konnte: er besaß hervorragende Kenntnisse über Land und Leute und die Wahl von Leroy als Repäsentant in Instanbul war äußerst vielversprechend. Breguets Informationen über die Türkei beruhten hauptsächlich auf seiner 15-jährigen Freundschaft mit dem osmanischen Botschafter Esseid Ali Effendi, der sich seit 1797 in Paris aufhielt. Nach seiner Rückkehr in die Türkei bestellte er zehn Repetieruhren sowie weitere, einfachere Uhren. Ali Effendi versah Breguet mit ausführlichen Informationen darüber, wie die Uhren auszusehen hatten, wenn sie sich in der Türkei gut verkaufen sollten. Zifferblätter sollten in weißem Email mit türkischen Ziffern gestaltet sein, während Gehäuse und Übergehäuse emailliert - eventuell in rot - sein sollten und aufwendig verziert. Solche Stücke wurden entweder verkauft oder an hohe Würdenträger des osmaischen Reichs verschenkt.
Quelle: Montres Breguet S.A./Musée du Louvre Breguet, an apogee of European watchmaking, Paris 2009, S. 130-134
Knjaz Stefan Bogoridi, genannt Stefanaki Bey (Fürst Stefanaki)
Stefan Bogoridi wurde 1775 in Kotel geboren und starb am 1. August 1859 in Istanbul. Er war ein Enkel von Sophronius von Wraza, Bruder von Atanas Bogoridi und Vater von Aleksandar und Nikola Bogoridi. Stefan Bogoridi war Phanariot, bulgarischer Herkunft, außenpolitischer Berater von zwei Sultanen und Mitglied des Tanzimat-Rats.
Als kleiner Junge wurde er von seiner Familie nach Bukarest in das berühmte Colegiul Sfântul Sava geschickt, wo er seinen Geburtsnamen Stojko durch Stefan ersetzte. Den Namen Bogoridi nahm er zu Ehren des Zaren Boris I. an. Nach der Beendigung des Kollegs arbeitete Bogoridi einige Jahre als Lehrer in Istanbul. Bogoridi trat 1799 als Dragoman in die osmanische Marine ein. 1812 wurde er von Fürst Scarlat Callimachi in die Moldau geholt. Dort fungierte er bis 1819 als Präfekt von Galați an der unteren Donau, wo eine große bulgarische Exilgemeinschaft lebte. Während der Filiki Eteria und der darauffolgenden Griechischen Revolution leitete Bogoridi vom Herbst 1821 bis zum Juli 1822 als Kaymakam (eine Art Statthalter) die Walachei. Nach dem Gegenschlag der osmanischen Truppen wurde er 1822 zum Kamaikam des Fürstentums Moldau ernannt. Zwischen 1823 und 1828 war er erneut Dragoman in der osmanischen Flotte. Nach dem Russisch-Osmanischen Krieg (1828–1829) nahm er an den Verhandlungen zum Frieden von Adrianopel als Mitglied der osmanischen Delegation teil. Für seine Verdienste dabei wurde er von Sultan Mahmud II. zum außenpolitischen Berater ernannt. In den darauffolgenden 30 Jahren nahm er an allen wichtigen Entscheidungen und Verhandlungen der Hohen Pforte teil. Stefan Bogoridi war einer der Unterzeichner des Londoner Protokolls, das die Souveränität Griechenlands besiegelte.
In dieser Zeit erhob Sultan Mahmud II. Bogoridi zum Knjaz (deutsch: Fürst; türkisch: Bey). 1834 wurde er vom Sultan zum Verwalter der Insel Samos ernannt. Bogoridi benannte die Hauptstadt der Insel Vathy in Stefanopolis um. Unter Abdülmecid I. blieb Bogoridi nicht nur Berater des Sultans, er wurde Mitglied des Tanzimat-Rats. Er galt als einer der einflussreichsten Reformer und beeinflusste die Umstellung des Millet-Systems, so dass es der nicht-moslemischen Bevölkerung im Osmanischen Reich mehr Rechte zusicherte.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Stefan_Bogoridi, Stand 12.10.2017.

Verkauft

schätzpreis
20.00050.000 €
Realisierter Preis
24.800 €