96. Auktion

18.11.2017

Lot 405

George Dutens, London, 41 mm, 78 g, circa 1750
Dekorative, aufwändig mit Diamanten und Rubinen besetzte Spindeltaschenuhr im Achatgehäuse mit Goldmontierungen und korrespondierendem diamant- und rubinbesetztem Achat Chatelaine - Gehäuse und Chatelaine stammen aus deutschen Werkstätten, vermutlich Berlin oder Dresden.
Geh.: 22Kt Gold, roter Achat mit weißen Maserungen, Diamanten, Rubine, zwei Diamantdrücker. Chatelaine: 22Kt Gold, roter Achat mit weißen Maserungen, Diamanten, Rubine, Länge: 125 mm. Gehäuse und Chatelaine mit nicht identifizierbaren Punzen gemarkt. Ziffbl.: Email. Werk: Vollplatinenwerk, Schlüsselaufzug, Kette/Schnecke, dreiarmige Messingunruh.
Die Rückseite der Taschenuhr ist aus einem einzigen Stück Achat geformt und in Gold montiert. Das Zentrum ist dekoriert mit einem aufgelegten Blumenkorb aus Golddraht und Blumen aus silbergefassten, geschliffenen Diamanten und Rubinen, eingefasst von einer Blütenbordüre, die sich auf der Lunette wiederholt. Das dreigeteilte Chatelaine ist mit Achatplatten belegt und mit aufgelegten Blumenkörben korrespondierend verziert.
George Dutens, London
Es steht uns nur wenig Information über die Arbeit von George Dutens, dessen Signatur sich auf der Uhr befindet, zu Verfügung, wie z. B. einen Verweis in Baillies "List of Watch and Clockmakers", der lediglich vermerkt "Mitte 18. Jhd.".
Laut Williamson, der eine Biographie über George Dutens im Pierpont Morgan Sammlungskatalog geschrieben hat (siehe Details unten), stammt George wohl von einem Zweig der Familie Dutens aus Angers ab. Es gibt jedoch Hinweise, dass er mit seinem weitaus bekannteren Namensvetter Peter Dutens, Hofjuwelier des Königshauses und der Prinzessin von Wales, eventuell verwandt war oder dass die beiden zumindest zusammen gearbeitet haben. Sicherlich wäre eine solch teuer geschmückte Uhr für einen reichen Gönner bestimmt gewesen.
Peter Dutens wurde 1700 in Preuilly in Frankreich geboren und im Jahr 1741 eingebürgert; er wohnte in Leicester Fields Nr. 19 (1734 - 1748) und später in Nr. 53 (1748 - 1761). Nach seinem Tod 1761 übernahm sein Sohn, auch Peter, das Geschäft das er bis zu seinem Tod im Jahre 1775 fortführte. Peter hatte einen Sohn mit Namen George, der jedoch in den Dienst der Kirche trat. Peter Dutens sen. häufte ein beträchtliches Vermögen an, wie sein Neffe Louis Dutens, Autor und Mitglied der Royal Society erwähnt - er nennt in seinem Buch "Memoires D’un Voyageur" (London 1807), auf Seite 38 eine Summe von 75.000 Pfund. Louis, ebenfalls Experte für Edelsteine, kam um 1750 nach England, um seinen Onkel zu besuchen. Er entschied sich zu bleiben und den Rest seines Lebens hier zu verbringen, obwohl er ausgiebig durch Europa reiste und auch Berlin und Potsdam besuchte. Hier bekam er die Gelegenheit sich mit den Mineralsteinen und Edelsteinen zu befassen, die man bei der Herstellung der kunstvollen Objekte verwendete.
Interessant ist, dass Peter Dutens unter der Adresse Leicester Fields (heute Square), lebte, nahe bei seinem Gönner, dem Prinzen von Wales (dem Thronerben König Georgs II). Eine kürzlich aufgetauchte Uhr, die sich heute im Victoria & Albert Museum (Inv. Nr. M.1:1-2016) befindet, wurde von Dutens für Prinz Frederick hergestellt; das Gehäuse wurde in Frankreich hergestellt und das Werk vom königlichen Uhrmacher Charles Clay gefertigt. Der Katalogeintrag beschreibt den bekrönenden Adler und vermutet, dass dies eine Hommage an den preußischen Hof Friedrichs des Großen sein könnte, den Cousin und das große Vorbild des Prinzen von Wales. Ein weiterer Beweis für die mögliche Verbindung Dutens zum preußischen Hof ist die Tatsache, dass die außergewöhnliche Kunstsammlung, die Friedrich der Große zusammengetragen hatte, zahlreiche Dosen beinhaltete, die mit Mineralsteinen und Edelsteinen besetzt waren und in den königlichen Werkstätten in Berlin hergestellt wurden; sie wurden in ähnlicher Art wie die vorliegende Uhr mit Chatelaine hergestellt. Eine weitere Uhr in einem Gehäuse aus Gold mit Diamanten und Heliotrop, die vom nur schwer einzuordnenden George signiert ist, befindet sich im Metropolitan Museum (Beschaffungsnr. 17.190.1451, Pierpont Morgan Collection Vermächtnis 1917); ein anderes, sehr ähnliches Stück ist von Peter signiert. In Anbetracht der vielen verarbeiteten Mineralsteine - und wenn man dazu die wahrscheinliche Verbindung der Dutens zum Haus Hannover in Betracht zieht - ist es durchaus möglich, dass das Uhrengehäuse und Chatelaine dieses angebotenen Lots in den Berliner Werkstätten verziert wurde.
Eine weitere Uhr von George Dutens mit Heliotrop und Diamanten befindet sich in der Pierpont Morgan Collection und ist beschrieben im Buch "Catalogue of the Collection of Watches - The Property of J. Pierpont Morgan" auf den Seiten 180 und 181.

schätzpreis
32.00045.000 €
Realisierter Preis
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